
Unser Bild: Alexander Schmieden schreit seinen Jubel über das 1:0 heraus, nachdem er die Borussia in Führung geschossen hatte. Sie hatte bis in die fünfte Minute der Nachspielzeit Bestand. (Foto: -jf-)
Nachspielzeiten gegen Reisbach haben es für die Borussia in dieser Saison offenbar in sich. Hatte der Sportclub schon im Hinspiel beim 2:2 durch den last-minute-Ausgleich (90.+4) von Nicola Cortese zwei Punkte stiebitzt, so war es am gestrigen Sonntag Christian Houy, der mit einem verwandelten Handelfmeter (90.+5) in allerletzter Aktion den 1:1-Ausgleich erzielte. Einem Elfmeter, dessen Berechtigung allerdings, gelinde gesagt, mehr als angezweifelt werden darf, beweisen doch die Video-Aufnahmen von Borussias Kamera-Mann Heinz Petri (siehe unten) eindeutig, dass Dominik Jost beim Schuss von Jona Schmidt nicht an der Hand, sondern voll im Gesicht getroffen wurde. Hinzu kommt, dass Schiedsrichter Kasten Schyma drei Minuten Nachspielzeit angezeigt hatte: „Es wurden aber fünf daraus“, stellte ein ziemlich verärgerter Jan Berger fest. Darüber hinaus übersah der Unparteiische unmittelbar vor der umstrittenen Strafstoß-Entscheidung ein Foulspiel an Lennart Niederländer, der beim Abwehrversuch einen Ellenbogen in den Rücken bekommen hatte. Wie dem auch sei – das allerletzte Aufgebot der Borussen hatte gegen die mit aller Macht um den Klassenerhalt kämpfenden Gäste das Allerletzte aus dem Tank herausgeholt, ihr Herz auf dem Platz gelassen. Umso bedauerlicher, dass sich die Jungs um Kapitän Marco Dahler auf diese Weise um den durchaus verdienten Sieg gebracht sehen mussten.
In der Tat: Ein Blick auf die mit Stammspielern üppig besetzte Bank der Borussen offenbarte vor dem Anpfiff die prekäre personelle Situation. Neben dem rotgesperrten Tim Klein, den Langzeitverletzten Florian Stopp und Simon Schreibeisen mussten wegen diverser Blessuren auch Tim Cullmann, Niklas Backes und Lukas Hoffmann passen, Tim Braun war dienstlich (Polizeieinsatz) unabkömmlich. Mit Yannis Flausse, Ralph Smith und Dominik Jost, der Maximilian Strack den Part des Torhüters überließ, standen dem Trainerteam Jan Berger und Jörg Backes nur drei Wechselalternativen zur Verfügung. Derweil stand auch der eine oder andere angeschlagene Akteur auf dem Platz. Zu allem Unglück mussten die Wechseloptionen schon früh vollzogen werden, da es für Cullmann-Brüder wegen muskulärer Probleme im Oberschenkel nach 20 bzw.30 Minuten nicht mehr weiterging. Eine lange und strapaziöse Saison verlangt langsam, aber sicher ihren Tribut.

Akteure, die das Spiel prägten: Borussias Lennart Niederländer (li.) und Reisbachs Jona Schmidt (Foto oben), Ralph Smith brachte unbändigen Kampfgeist auf den Platz (unten). (Fotos: -jf-)

Die Borussen waren vom Anpfiff weg das aktivere Team und hatten zu Beginn zwei gute Gelegenheiten durch Sebastian Cullmann, der sich auf der linken Seite im Strafraum zu spät für einen Abschluss entschied, so dass Reisbachs Torhüter Lucchi zur Ecke klären konnte (9.), und Alexander Schmieden, der entschlossen den linken Hammer auspackte und das Tor nur um Haaresbreite verfehlte (18.). Die Gäste dagegen brachten ihren Coach Sebastian Saia in der Anfangsphase ordentlich auf die Palme („Wir machen alles falsch, was man falsch machen kann!“), ehe der umtriebige Jona Schmidt mit einem Distanzschuss, der eine Etage zu hoch angesetzt war, eine erste Torannäherung verbuchten (15.). Die 1:0-Führung durch Alexander Schmieden (26.) war nur folgerichtig: Borussias Nummer 37 hatte nach Freistoß von Lennart Niederländer und einem Lattentreffer die schwer durchschaubare Situation und die Verwirrung der Reisbacher Abwehr am schnellsten erfasst und das Leder ins Netz bugsiert. In einer bis zur Pause etwas verflachenden Partie hatte jetzt lediglich Yannis Flausse noch eine Gelegenheit, zielte aber über das Tor (30.). Reisbach war zwar bemüht, aber in der gefährlichen Zone wenig präsent und zu harmlos.
Nach Wiederanpfiff setzte Torschütze Alexander Schmieden – mit dem wieder enorm fleißigen Lennart Niederländer einer der auffälligst agierenden Borussen – die ersten Akzente, indem er zunächst nur das Außennetz anvisierte (48.) und kurz danach mit fulminantem 20-Meter-Schuss die Latte des Reisbacher Tores in den Grundfesten erschütterte – das hätte das 2:0 und damit eine Vorentscheidung sein können. Nach einer Stunde Spielzeit wurden die Gäste, in deren Reihen der emsige und lauffreudige Jona Schmidt überall zu finden war, mutiger, ohne aber zunächst mit dem Ballbesitz viel anfangen zu können. Simon Meyer versuchte aus zweimal aus der Distanz, verfehlte aber das von Maximilian Strack sicher gehütete Tor knapp. Bei den Borussen machte sich jetzt doch der Kräfteverschleiß nach einer anstrengenden Woche bemerkbar. Zu allem Überfluss handelte sich Christoph Stemmler (nach einem Allerweltsfoul) eine durchaus strittige Zehn-Minuten-Strafe ein. Trotzdem stand die (nach dem FSV Jägersburg nach wie vor zweitbeste) Defensive (der Liga) um Kapitän Marco Dahler und Mujittin Erdem Bastürk gegen nun risikoreichere Reisbacher sicher. Nachdem Jan Demmerle (88.), Nicola Cortese (89.) und Christian Houy per Kopf (90.+2) die scheinbar letzten Chancen ungenutzt gelassen hatte, ging Coach Sebastian Saia am Spielfeldrand, wegen der mangelnden Durchschlagskraft seiner Offensive der Verzweiflung nahe („Das darf doch nicht wahr sein!“), schon in die Knie, ehe der umstrittene Elfmeterpfiff den letzten Hoffnungsfunken auf de Klassenerhalt doch nochmal anfachte. Bezeichnend, dass der Ausgleich durch einen Strafstoß erfolgte, bei dem Maximilian Strack zwar die vom Torschützen anvisierte Ecke erahnte, aber gegen den harten Schuss nichts auszurichten vermochte. Anschließend pfiff der Unparteiische die Partie erst gar nicht wieder an.

„War das Elfmeter?“ Man sieht Borussen-Coach Jan Berger den Ärger an (oben), Reisbachs Christian Houy war´s egal, gegen seinen harten Schuss war Maximilian Strack, der die Ecke geahnt hatte, machtlos (unten).

Zwar war die Enttäuschung im Borussen-Lager nach den 90 plus 5 Minuten verständlich, aber die Schützlinge von Jan Berger und Jörg Backes müssen sich in Hinsicht Mentalität und kämpferischer Einstellung nichts vorwerfen lassen – im Gegenteil. Das, was die verbliebenen wenigen Aufrechten im Kader auf den Rasen gebracht haben, konnte dokumentieren, dass die restliche Saison keineswegs abgeschenkt wird. „Heute war ein echt schweres Spiel. Mit den letzten Körnern habt Ihr das ordentlich gemacht. Wir haben jetzt 14 Verletzte – und was macht Ihr? Ihr fightet weiter! Jeder, der das verkennt, hat noch nie selbst gegen den Ball getreten. Weiter geht´s“, sparte Jan Berger nicht mit Lob für sein letztes Aufgebot. Das hatten sich die Jungs verdient!
Statistik: Borussia – SC Reisbach 1:1 (1:0)
Borussia: Maximilian Strack – Mujittin Erdem Bastürk, Marc Dahler (C), Nico Purket, Christoph Stemmler, Nico Christmann, Sebastian Cullmann (ab 33. Ralph Smith), Dominik Cullmann (ab 20. Yannis Flausse), Safyedine El Khadem, Lennart Niederländer, Alexander Schmieden (ab 90. Dominik Jost). – Trainer: Jan Berger, Jörg Backes.
Tore: 1:0 (26.) Alexander Schmieden, 1:1 (90.+5) Christian Houy (Handelfmeter). – Schiedsrichter: Karsten Schyma (FV Püttlingen). – Zuschauer: 200. – Gelbe Karten Borussia: Lennart Niederländer (56.), Mujittin Erdem Bastürk (76.). – Zeitstrafe Borussia: Christoph Stemmler (87.).
Unsere Bilder vermitteln Eindrücke vom Spiel der Borussia gegen den SC Reisbach. (Fotos: -jf-)
























