Am Rande der Bande: Eine Lanze für die Schiedsrichter!

Unser Bild: Gleich geht´s los – Schiedsrichter Thorsten Rock und sein junges Team (rechts: Assistent Noah Mertes) führen die Sportfreunde Köllerbach (li.) und die Borussia aufs Spielfeld. (Foto: -jf-)

Pfeifen sie gut, gilt das als normal. Pfeifen sie schlecht, werden sie dafür hart kritisiert – und teilweise sogar körperlich angegangen. Die Schiedsrichter – auch im Amateurbereich – haben in einem immer rasanter werdenden Spielgeschehen keinen einfachen Job. Jede Entscheidung wird analysiert, seziert, diskutiert. Aus allen Blickwinkeln, aus jeder Perspektive. Von hunderten Schiedsrichtern am Spielfeldrand, die alles besser wissen, alles besser gesehen haben. Zudem wird auf dem Rasen von den Akteuren mit allen erlaubten und unerlaubten Tricks gearbeitet. Dennoch gehen auch in der Saarlandliga viele Hobbysportler dieser Tätigkeit mit Leidenschaft nach. Dazu zählt auch Thorsten Rock aus Perl-Besch. Zusammen mit einem jungen Assistententeam (dem erst 16jährigen Noah Mertes und dem 21jährigen Henri Henkgen, selbst aktiver Fußballer bei der SG Perl-Besch) leitete der 32jährige, der für die Schiedsrichtergruppe Merzig pfeift und auf eine lange Erfahrung als Unparteiischer zurückgreifen kann, am vergangenen Samstag die Partie zwischen der Borussia und den Sportfreunden Köllerbach. Sicher nicht ganz ohne kritische Momente, aber mit bemerkenswerter Fairness, Ehrlichkeit und Offenheit – fernab jeglicher Arroganz. Deshalb sei an dieser Stelle auch einmal eine Lanze für die Schiedsrichter der Saarlandliga gebrochen!

„Auf ein gutes Spiel“ – Shakehands vor dem Anpfff mit (v.l.) Köllerbachs Kapitän Valentin Solovey, Assistent Henri Henkgen, Schiedsrichter Thorsten Rock, Borussen-Kapitän Yannikc Bach und Assistent Noah Mertes (verdeckt). (Foto: -jf-)

0:3 gegen Köllerbach. Und das nach einem guten Spiel seiner Jungs! Das tut weh. Björn Klos muss das erst mal sacken lassen, ist nach den 90 und mehr intensiven Minuten nicht in die Kabine gegangen, sondern hat draußen im Gang Platz genommen, um „runterzukommen“. Borussias Trainer nimmt einen tiefen Schluck aus der Wasserflasche, vielleicht auch um den Ärger wegzuspülen. „Jeder im Stadion hat doch gesehen, dass das ein Handspiel war“, hatte er sich zuvor mächtig und lautstark echauffiert über jene Szene im Köllerbacher Strafraum, die das bis dahin auf der Kippe stehende Spiel endgültig entschied. Der Stein des Anstosses: Bei einem Eckball ist sogar Torhüter Philippe Persch nach vorne gestürmt, um doch noch einen Punkt zu gewinnen. Im Strafraumgetümmel springt der Ball einem Abwehrspieler der Gäste an die Hand, die Pfeife des Unparteiischen bleibt stumm. Heftige Proteste der Borussen. Köllerbachs Sturmtank Yannick Nonnweiler schaltet am schnellsten, nutzt clever das Durcheinander, nimmt die Lederkugel auf und schickte sie von der Mittellinie aus ins leere Borussen-Tor. 0:2, „de Käs´ war gess“!

15 Minuten nach Spielende im Kabinentrakt: Die Tür des Schiedsrichterraumes geht auf. Thorsten Rock, der allein in dieser Saison schon 25 Einsätze in diversen Spielklassen absolvierte, kommt heraus und geht auf Björn Klos zu. Man kennt sich aus früheren Begegnungen, tauscht sich aus. Natürlich zunächst über das Handspiel – solche Szenen haben ja auch bis hinauf in die Bundesliga zuletzt immer wieder für lebhafte Diskussionen gesorgt und die Gemüter erhitzt. Für Björn Klos stellt das Handspiel des Köllerbacher Abwehrspielers „eine erhebliche Vergrößerung der Körperfläche und damit ein unerlaubtes Vergehen dar, das nach den Regeln unbedingt mit einem Strafstoß zu ahnden ist.“ Thorsten Rock legt seine Sichtweise dar, nach der nicht die Hand zum Ball, sondern der Ball zur Hand gegangen sei; zudem sei die geringe Entfernung zwischen dem Angeschossenen und dem Schützen in Anschlag zu bringen, die dem Abwehrspieler in der Kürze der Zeit keine Chance mehr zu einer Reaktionsveränderung lasse. Auch andere Situationen sind Gegenstand der Diskussion: Etwa das Aufstützen eines Gäste-Akteurs, der sich dabei quer in der Luft regelrecht auf seinen Neunkircher Gegenspieler legt, oder die rote Karte für Philippe Persch nach seinem ungestümen Einsatz kurz vor Schluss.

Rote Karte für Philippe Persch: „Habe die Situationen so bewertet und entschieden, wie ich sie wahrgenommen habe“ (Schiedsrichter Thorsten Rock). (Foto: -jf-)

Zwischen Trainer und Schiedsrichter wird ganz sachlich und fair kommuniziert. Die Emotionen haben sich längst gelegt. Torsten Rock hat bereits zuvor auf dem Platz viel Ruhe ausgestrahlt, eine unaufgeregte Spielleitung an den Tag gelegt und war jederzeit Herr der Lage – in einem Spiel, das, wie er selbst hinterher konstatiert, „temporeich und kampfbetont war und zudem einige Nickligkeiten beinhaltete.“ Dass der Unparteiische, der, wie er sagt, „während des Spiels nicht diskutieren will“, sich nach den 90 Minuten im Kabinengang der Kritik und dem Gespräch stellt und dabei mit der Art seiner Kommunikation zu einer entspannten Atmosphäre beiträgt, rundet seine Leistung ab. „In den 90 Minuten musst du oft genug so viele Komponenten berücksichtigen und innerhalb von Sekundenbruchteilen ein Urteil fällen, da ist man vor Fehlern nicht gefeit“, gibt Thorsten Rock zu bedenken und fasst zusammen: „Mir ist bewusst, dass ich es nicht allen rechtmachen kann. Meine Entscheidungen habe ich jedenfalls so getroffen, wie ich die jeweilige Situation auf dem Spielfeld wahrgenommen habe.“ Offene und ehrliche Aussagen eines sympathischen Sportsmannes, der – unabhängig davon, ob jede seiner Entscheidungen richtig oder falsch war – durch Fachwissen, Persönlichkeit und Sozialkompetenz zu gefallen wusste. Respekt! Von Thorsten Rocks Auftreten im Ellenfeld kann sich so mancher Schiedsrichter in den Profi-Ligen wahrlich eine Scheibe abschneiden! (-jf-)

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