6:1 – Borussia macht im Merchweiler Pokalderby die (Marsch)Musik

Die richtige Antwort auf zwei Liga-Niederlagen: Pokalaufgabe angenommen und ordentlich gelöst / Daniel Ruschmann und Tim Klein trafen doppelt /  Das spielfreie Wochenende beschert Zeit zur Regeneration

Unser Bild: Durchatmen und Kraft tanken für die beiden letzten Spiele vor der Winterpause: Borussias Teamkreis nach dem Pokalerfolg bei Preußen Merchweiler. (Foto: facebook-Seite Borussia).

Von Jo Frisch

Preußens Gloria – so heißt ein berühmter Armeemarsch des 19. Jahrhunderts. Komponiert hat ihn Musikdirektor Johann Gottfried Piefke vom Leib-Grenadier-Regiment „Friedrich Wilhelm III“ in Frankfurt an der Oder 1871 nach dem Sieg Preußens und seiner Verbündeten über Frankreich im deutsch-französischen Krieg. Noch heute ist er der wohl populärste Heeresmarsch der Bundeswehr, wird häufig zu öffentlichen Anlässen bei Staatsbesuchen gespielt und zählt darüber hinaus zum Standardrepertoire ausländischer Militärmusiken. Beim Duell der saarländischen Preußen-Teams im Achtelfinale des Sparkassenpokals in Merchweiler ging es allerdings weniger militärisch zu. Den sportlichen Taktstock schwang die Borussia (lateinisch für: Preußen) aus Neunkirchen: 6:1 lautete am Ende das deutliche Resultat – ein Tor höher als im Testspiel, das Borussia im Sommer gegen die Preußen mit 5:1 gewonnen hatte. Dass der Gegner der Musik hinterher gelaufen sei, davon könne aber, so Björn Klos, keinesfalls die Rede sein: „Merchweiler war nicht fünf Tore schlechter. Sie haben gut mitgespielt und dagegen gehalten. Das Ergebnis ist ein zu hoch ausgefallen“, so die Bilanz von Borussias Trainer, der seinen Schützlingen eine „brutale Effizient“ bescheinigte und genau darin auch den Schlüssel zum Erfolg erkannte. Erstmals seit der Saison 2014/2015 steht Borussia wieder im Viertelfinale des Saarlandpokals.

Man spürte von der ersten Minute an, dass sich die Borussen nach zwei Liga-Niederlagen in Folge viel vorgenommen hatten. „Die Pokalpartie ist für uns vielleicht die letzte Gelegenheit, ein Highlight zu setzen. Deshalb geht es einzig und allein darum, eine Runde weiterzukommen“, hatte Björn Klos in der Spielvorschau der „Saarbrücker Zeitung“ die Erwartungshaltung formuliert. Diese Aufgabe haben seine Schützlinge mit dem notwendigen Biss angenommen und ordentlich gelöst. Dass Merchweilers Kapitän Valentin Meiser schon früh verletzt raus musste (11.), spielte der Borussia dabei sicherlich in die Karten. Doch unabhängig davon gaben die Borussen vom Anpfiff weg den Ton an, setzten den Gegner unter Druck und erarbeiteten sich auf diese Weise eine überlegene Ballbesitzquote, die Daniel Ruschmann nach 18 Minuten mit seinem zweiten Pokaltor auch in Zählbares ummünzte: Mohammed Benghebrid hatte auf der linken Seite einen Steckpass aufgenommen, flankte das Leder nach innen, wo Borussias Top-Vorlagengeber per Kopf vollstreckte. Die Neunkircher Gäste kontrollierten mit der Führung im Rücken das Spielgeschehen jetzt weitgehend, gelegentlich schlichen sich Flüchtigkeitsfehler in Form unnötiger Ballverluste im Zentrum ein, die der Gegner allerdings nicht ausnützen konnte. Als ein von Daniel Ruschmann scharf getretener Freistoß kurz vor dem Pausenpfiff von Schiedsrichter Luca Schiriló von der Latte ins Netz prallte (41.), war schon so etwas wie eine Vorentscheidung gefallen. „Schon viermal habe ich ja in dieser Saison per Freistoß die Latte getroffen, da durfte der Ball diesmal ruhig mal den Weg ins Tor finden. Das brachte noch mehr Ruhe in unsere Reihen und war wichtig für die Spielausrichtung in der zweiten Halbzeit“, freute sich der Doppeltorschütze.

Getreu dem Motto „Wir haben jetzt nichts mehr zu verlieren“ starteten die Gastgeber aggressiver und offensiver in die zweite Halbzeit, spielten teilweise auch ganz gefällig, jedoch ohne sich glasklare Chancen zu erarbeiten, sieht man einmal von einem abgefälschten Schuss ab, der knapp rechts am Tor von Jonas Merhej vorbeisauste. Dem für den muskulär angeschlagenen Tim  Cullmann eingewechselten Tim Klein war es vorbehalten, innerhalb von drei Minuten per Doppelschlag den Deckel „draufzumachen“: Zunächst profitierte Nino Kannengießer von einem Merchweiler Ausrutscher im Mittelfeld, steckte auf Daniel Ruschmann durch und Tim Klein, von Ruschmann perfekt bedient, hatte keine Mühe, mit der gefühlt ersten Ballberührung das Leder im Preußen-Netz unterzubringen (64.). Nur drei Minuten später ein ähnlicher Spielzug. Wieder war es Daniel Ruschmann, der eine Vorlage von Yannick Bach aufnahm und Tim Klein steil „in die Gasse“ schickte. Borussias Nummer 9 umkurvte einen Gegenspieler und versenkte den Ball mit dem linken Fuß links unten im Merchweiler Tor (67.). Borussia blieb danach weiter gefährlich, entwickelt aber angesichts des klaren Vorsprungs nicht mehr so viel Zug zum Tor. Den Ehrentreffer durch Alexander Jochum (80.) hatten sich die wacker kämpfenden Gastgeber redlich verdient, doch Borussias Effizienz war an diesem Novemberabend ungebrochen. Weil Merchweilers Torhüter Maximilian Strack durch eigene und gegnerische Akteure die Sicht versperrt war, fand Janosch Scherers Freistoß aus 20 Metern direkt den Weg ins Tor (89.), ehe auch der junge Patrick Feller in der Nachspielzeit zum Zuge kam, der zunächst das Leder im Strafraum verlor, es dann aber mit einer Energieleistung wieder zurückeroberte und das halbe Dutzend für Borussia vollmachte.

„Uns war bewusst, dass wir als Favorit ins Spiel gehen. Doch wir wussten auch, dass wir, wenn wir unsere Leistung abrufen, den Einzug ins Viertelfinale schaffen werden“, bilanzierte Doppeltorschütze Tim Klein, der zuletzt krankheits- und verletzungsbedingt häufiger pausieren musste und das Erfolgserlebnis deshalb richtig genießen durfte, zumal er mit Borussia jetzt zum ersten Mal in seiner noch jungen Karriere im Viertelfinale des Saarlandpokals steht: „Das gibt Auftrieb! Das kann man nicht jedes Jahr erreichen, deshalb hat das schon einen großen und auch motivierenden Stellenwert für mich.“ So sieht es auch Daniel Ruschmann, ebenfalls zweifacher Torschütze auf dem „Haldy“: „Ein Viertelfinale hat noch nicht jeder von uns gespielt. Dass wir jetzt im Pokal überwintern, ist nicht nur für die Reputation des Vereins, sondern auch für die Kasse wichtig.“ Beide Borussen freuen sich jetzt mit ihren Mannschaftskameraden auf die bevorstehenden freien Tage – Zeit, die zahlreiche angeschlagene Spieler zur Regeneration gut gebrauchen können. „Ein Testspiel am spielfreien Wochenende macht angesichts unserer personellen Situation keinen Sinn“, sagt Björn Klos, der nächste Training erst wieder auf Montag angesetzt hat. Dann beginnt die Vorbereitung auf die beiden letzten Partien bei der FSG Ottweiler-Steinbach und in Quierschied. „Alles reinwerfen und versuchen, das Maximum an Punkten herauszuholen, um dann nach der Winterpause nochmal anzugreifen“, gibt Daniel Ruschmann die Losung aus.

Wie geht es jetzt weiter im Pokal? „Mit ein bisschen Losglück das Viertelfinale überstehen und dann ein attraktives Heimspiel im Halbfinale, das ist mein Wunsch“, so Björn Klos, wohlwissend, dass weder das Leben noch der Saarlandpokal ein Wunschkonzert ist. Nach dem Sieg über Merchweilers Preußen im Rhythmus von Preußens Gloria noch weiter durch den Pokal zu marschieren – das ist für die Schwarz-Weißen Borussen aus dem Ellenfeld auf jeden Fall eine Perspektive, für die es sich zu kämpfen lohnt!

Borussia in der Statistik:

Unsere Mannschaft: Jonas Merhej – Mohammed Bengebrid, Marco Dahler, Tim Cullmann (56. Tim Klein), Nino Kannengießer, Kamil Czeremurzynski (46. Janosch Scherer), Tom Fink, Daniel Schlicker, Yannick Bach, Furkan Erdogan, Daniel Ruschmann (73. Daniel Ruschmann). – Unser Trainer: Björn Klos. – Tore: 0:1 (18.) Daniel Ruschmann, 0:2 (41.) Daniel Ruschmann, 0:3 (64.) Tim Klein, 0:4 (67.) Tim Klein, 1:4 (80.) Alexander Jochum, 1:5 (89.) Janosch Scherer, 1:6 (90.+1) Patrick Feller. – Schiedsrichter: Luca Schiriló (SV Hermann-Röchling-Höhe). – Zuschauer: 450. – Gelbe Karten Borussia: Kamil Czeremurzynski (17.), Janosch Scherer (53.), Tim Klein (84.).

Die Ergebnisse der bislang ausgetragenen Spiele des Achtelfinales:

SV Mettlach – Röchling Völklingen 1:3

SC Roden – SV Elversberg 0:5

SV Altstadt – SV Britten-Hausbach 2:1

SG Lebach-Landsweiler – FSV Jägersburg 3:5

Die Partie SV Auersmacher gegen Saar 05 wurde beim Stande von 4:4 (nach 4:1-Führung Auersmacher) nach 70 Minuten wegen dichten Nebels abgebrochen.

1 Kommentar

  1. ich bin Fan von Borussia Neunkirchen aus Biebrich-Wiesbaden weiterhin viel Erfolg in der Saarlandliga und das der Aufstieg zurück in Oberliga Rheinland Pfalz Saar gelingt in dieser Saison 2018-19 Gruss Uwe Ullrich an alle Borussen Fans und den Verein.

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