3:1 in Bous – Borussia springt auf Platz eins!

Björn Klos: „Kein fußballerischer Leckerbissen, aber tolle Mentalität der Jungs!“

Unser Bild: Warten auf das Ergebnis von Friedrichsthal mit (v.l.) TIm Klein, Horst Martin, „Pino“ Vituzzi, Lionel Schmidt, Marco Dahler, Kamil Czeremurzynski – wenig später ist Borussia Spitzenreiter! (Foto: -jf-)

 Von Jo Frisch

Sieg in Bous! In einem erwartet schwierigen Spiel, „in dem wir“, so Björn Klos, „eigentlich nur verlieren konnten“, hat Borussia mit dem 3:1 unter fahlem Bouser Flutlicht die schmerzliche 1:4-Niederlage aus dem Hinspiel geradegerückt. Im Mittelkreis hat der Borussen-Coach seine Schützlinge wie gewohnt versammelt, die Anspannung fällt ab. Nicht ganz, denn die Blicke sind, nach anerkennenden Worten des Trainers, der sich in die Spieler einreiht, alle wie gebannt auf die Handys von Betreuer Horst Martin und des verletzten „Pino“ Vituzzi fokussiert. Warten auf das Endergebnis aus Friedrichsthal, wo Auersmacher zu Gast ist. Endlich ist es raus. 1:1 – das bedeutet: Borussia ist „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!“

Dabei hatte es an der Bouser Schafbrücke für Borussia zunächst gar nicht so gut begonnen. Neben Yannick Nagel (beruflich verhindert) und den erkrankten Patrick Seidel musste Trainer Björn Klos kurzfristig auch Kamil Czeremurzynski ersetzen. Der „Mann des Tages“ aus dem Auersmacher-Spiel griff sich beim Warmmachen an den Oberschenkel: „Der hat plötzlich zugemacht. Zerrung oder Faserriss, ich kann es derzeit noch nicht sagen. Auf jeden Fall ging es nicht mehr weiter“, so Borussias Abwehrmann, der es sich dennoch nicht nehmen ließ, während der 90 Minuten mit aller Emotion seine Mannschaftskollegen vom Spielrand aus zu pushen. Denn die taten sich in den ersten 45 Minuten recht schwer. Zwar verzeichnete Borussia ein deutliches Chancenplus, doch mehr als das 1:0 durch das vierte Saisontor des wieder ungemein laufstarken Marcel Jung nach 17 Minuten sprang dabei nicht heraus. „Der Gegner hat uns früh angelaufen und zugestellt. So haben wir nicht so richtig ins Spiel gefunden, im Mittelfeld keinen Zugriff und zudem beim Gegentor eine mangelhafte Zuordnung gehabt“, so Björn Klos, der nach 27 Minuten mit ansehen musste, wie die linke Abwehrflanke Borussias zunächst völlig blank stand und der mit Top-Speed heranrauschende Sascha Hussung die anschließende Maßvorlage mit Wucht unter die Latte drosch. Plötzlich stand es 1:1. Björn Klos reagierte und wechselte taktisch (Mouhamad Diallo für Tim Klein). Jetzt lief es besser, FSG-Keeper David Bläs musste sich bei strammen Schüssen von Jens Kirchen (31.) und Tom Fink (33.) gewaltig strecken, um den erneuten Rückstand seiner Mannschaft zu verhindern.

Beim Pausentee nahm Björn Klos einige Korrekturen vor. Und die zeigten Wirkung. In einem hektischer werdenden Spiel mit einigen Fouls und Nickligkeiten klatschte zunächst ein Kopfball von Tom Fink nach Ruschmann-Flanke an die Latte (51.), ein strammer Schuss von Marcel Jung rauschte knapp am Tor vorbei (55.), und als Jens Kirchen sich auf der rechten Seite bis zur Grundlinie durchgetankt hatte, begrub Bous-Keeper Bläs die zu wenig scharfe Hereingabe unter sich, ehe ein Borussen-Stürmer zur Stelle war (59.). Die erneute Führung der Borussia lag jetzt förmlich in der Luft, sie ließ auch nicht mehr lange auf sich warten. Denn nach einem weiteren kraftvollen Vorstoß von Jens Kirchen auf der rechten Flanke, konnte Unglücksrabe David Bläs das mit leichtem Drall auf ihn zukommende Leder nicht unter Kontrolle bringen, das zu seinem Entsetzen hinter ihm im Tor landete – der Bouser Torwart, ansonsten sicherer Rückhalt seiner Elf, wäre danach am liebsten in der Erde versunken!

Keine Frage: Jens Kirchens 11. Saisontor zum 2:1 war zwar glücklich zustande gekommen, aber nicht unverdient. Denn die Gastgeber schafften es nun nicht mehr, die Borussen so intensiv zu beackern wie zuvor, zumal die Klos-Schützlinge mit viel Leidenschaft zu Werke gingen. „Sicherlich kein fußballerischer Leckerbissen, aber wir haben um jeden Ball gefightet, sind jedem Ball nachgegangen und haben – befeuert durch die Aussicht, Tabellenführer werden zu können – keinen Meter Boden kampflos preisgegeben“, zeigte sich Borussias Coach mit dieser Spielphase hochzufrieden. Außer einem Schuss aus kürzester Distanz, den Jonas Merhej kurz vor Schluss reflexartig parierte, ließ Borussias Defensive nichts mehr zu. Nachdem einige vielversprechende Kontersituationen schlampig zu Ende gespielt wurden, war dann allerdings spätestens mit Mouhamad Diallos Kopfball zum 3:1 nach einer Ruschmann-Ecke das Spiel entschieden – „aufgrund der zweiten Hälfte verdient“, befand Björn Klos, der „der Mentalität und dem Willen der Jungs höchsten Respekt“ zollte und seine Schützlinge zum ersten Mal als Spitzenreiter zu den zahlreich mitgereisten Fans zum Abklatschen schickt: „Das Gefühl ist nach dem schlechten Saisonstart Gold wert. Es ist zwar nur eine Momentaufnahme, da Auersmacher ein Spiel weniger ausgetragen hat als wir, aber das sollen alle jetzt ruhig mal genießen.“ Einer, der es besonders genoss, war Yannick Bach. Der lange verletzte Borussen-Kapitän war durch den Ausfall von Kamil Czeremurzysnki in die Startelf gespült worden. „Fix und alle“, aber glücklich schlich der „Capitano“ regelrecht in die Kabine. Die erste volle 90 Minuten-Distanz nach fast einjähriger Zwangspause lag hinter ihm – und jetzt war er im Kreis seiner Mannschaft „Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey, hey!“

Unsere Bilder vermitteln Eindrücke und Stimmungen aus Bous. (Fotos: Borussia Neunkirchen / Tobias Amelong / Jo Frisch)

Borussia in der Statistik:

Unsere Mannschaft: Jonas Merhej – Marco Dahler, Mo Benghebrid, Tom Fink, Mamadou Traoré, Daniel Ruschmann, Yannick Bach, Marvin Gabriel, Jens Kirchen (75. Nicolas Gil Rodriguez), Marcel Jung (90. Jodi Daoud), Tim Klein (30. Mouhamad Diallo). – Unser Trainer: Björn Klos.

Tore: 0:1 (17.) Marcel Jung, 1:1 (27.) Sascha Hussung, 1:2 (63.) Jens Kirchen, 1:3 (87.) Mouhamad Diallo. – Schiedsrichter: Dominik Spang (Rohrbach). – Zuschauer: 350.

 

 

1 Kommentar

  1. Seit Anfang der 60er Jahre bin ich ein Freund und kritisch beobachtender Fan der Borussia. Ich habe in dieser sehr langen Zeit viel Erfolgreiches wie Oberligameisterschaften und Teilnahmen an Endrunden um die Deutsche Meisterschaft vor Einführung der Bundesliga und Aufstiege in die Bundesliga miterlebt, aber auch den leider seit vielen Jahren unaufhaltsamen sportlichen Abwärtstrend bis hinunter in die Saarlandliga. Im Gegensatz zu unseren Nachbarn aus Saarbrücken, Elversberg und Homburg fehlen unserem Verein leider entsprechend hochkarätige Sponsoren. Umso unverständlicher bei einem Traditionsverein, der zudem mit einem noch in der Anfangszeit der Bundesliga ausgebauten Stadion über eine beeindruckende historische Spielstätte verfügt, die deutschlandweit ihresgleichen sucht.

    Doch seit der Amtsübernahme durch den derzeit amtierenden Trainer vermag ich endlich wieder den Kampfgeist und unbändigen Siegeswillen zu erkennen, der mich an die glorreichen Borussenzeiten vor vielen Jahren erinnert. Ich bin jedenfalls begeistert von dieser sehr positiven und viel versprechenden sportlichen Entwicklung. Eine Mannschaft, die noch vor ein paar Monaten um den Abstieg und damit um das endgültige Aus bangen und zittern musste, ist dabei, wie Phönix aus der Asche aufzusteigen und hat sogar noch sehr gute Chancen, um die Meisterschaft mitzuspielen und auf einen sofortigen Wiederaufstieg zu hoffen.

    Go Borussia!

    Ich wünsche der Borussia von ganzem Herzen, dass dieser positive Trend auch weiterhin anhält, denn so kann der Verein auch über die Grenzen des Saarlandes hinaus wieder Aufmerksamkeit auf sich lenken. Hoffentlich auch bei erfolgreichen und potenten Unternehmern, die das noch immer deutschlandweit vorhandene Renommee des Exbundesligisten, aus dessen Reihen selbst weltweit bekannte Spieler wie beispielsweise Stefan Kuntz oder Jay Jay Okocha hervorgegangen sind, durch entsprechende Unterstützung wieder zu neuem Glanz erwecken.

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