Trotz Top-Start: Robin Vogtland will die Kirche im Dorf lassen

Interview mit Köllerbachs Trainer vor dem Gastspiel im Ellenfeld bei der Borussia (Samstag, 3. Oktober, Anstoß: 15.30 Uhr)

Der Neue ist ein alter Bekannter: Im Sommer ist Robin Vogtland nach einem einjährigen Intermezzo in Quierschied als Trainer nach Köllerbach zurückgekehrt. Von 2015 bis 2019 arbeitete der 30jährige sehr erfolgreich unter der Burg und wäre nach dem Gewinn der Vizemeisterschaft über die Relegation fast in die Oberliga aufgestiegen. „Wir haben mit mehreren Trainern gesprochen. Aber mit Robin haben wir für unsere Ziele genau den richtigen Mann gefunden. Zudem kam auch aus der Mannschaft das Signal, dass sie Robin gerne als Trainer zurückhätte“, berichtet Köllerbachs Sportvorstand Bernd Gillet. Im Gespräch äußert sich Robin Vogtland (RV) zum guten Saisonstart, zu den Saisonzielen und zur bevorstehenden Aufgabe am Samstag bei der Borussia im Ellenfeld.

Robin, was war das für ein Gefühl, nach Köllerbach zurückzukehren?

RV: An die alte Wirkungsstätte zurückzukehren freut mich sehr. Der Kontakt zu vielen Spielern und dem Vorstand war eigentlich nie abgerissen, als ich weg war. Allerdings war die Rückkehr sehr anstrengend, da wir am Kader so einiges verändern mussten. Zumal gerade im März, April, als wir mit der Planung loslegen wollten, Corona dazwischenkam. Das hat uns die Sache nicht gerade leichter gemacht.

Ihr habt mit Valentin Solovej, Mike Seewald, Nils Borgard, Fabio Götzinger und Carsten Jüptner, um nur einige zu nennen, langjährige und verdiente Spieler abgegeben. Wie schwer wiegen die Abgänge?

RV: Damit ist nicht nur Qualität auf dem Platz, sondern auch in der Kabine verloren gegangen, keine Frage. Wir haben diese Wechsel aber zum Anlass genommen, einen kompletten Umbruch zu wagen, die Mannschaft zu verjüngen, Talente heranzuziehen mit dem Ziel, die neue Mannschaft über drei, vier Jahre hinweg weiterzuentwickeln. Natürlich ist dabei auch die bisherige Hierarchie aufgebrochen worden.

Was ja nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Spieler, die bisher eher im Hintergrund agierten, haben jetzt die Chance nach vorne zu treten und sich zu beweisen, oder?

RV: Das stimmt. Für eine nahhaltige Entwicklung kann das sogar ganz gut sein.

Der gute Start scheint Euch in Eurem Weg ja auch zu bestätigen. In sechs Spielen konnte Euch noch kein Gegner bezwingen.

RV: Den derzeitigen 2. Tabellenplatz wollen wir nicht überbewerten, sondern lieber die Kirche im Dorf lassen. Wir haben – auch aufgrund der Verletztenmisere – bislang viele junge Spieler eingesetzt, die im Laufe der kommenden Woche sicher auch mal eine Schwächeperiode durchmachen werden. Leistungsschwankungen gehören zur Entwicklung junger Leute einfach dazu. Die Jungs sollen den augenblicklichen Höhenflug aber durchaus genießen, denn er kann ganz schnell vorbei sein. Und dann muss man sich eben schütteln, wieder aufstehen und sich wieder neu motivieren!

Deinen Worten ist zu entnehmen, dass Ihr Euer Saisonziel nicht unbedingt an einem bestimmten Tabellenplatz festmacht, oder?

RV: Wir wollen am Ende schon gerne einstellig landen. Ich glaube auch, dass ein Platz unter den ersten Neun realistisch ist. Darüber hinaus ist es natürlich unser Ziel, guten Fußball zu bieten, gerade auf eigenem Platz, und die Jungs langfristig weiterzuentwickeln, dass sie sich wohlfühlen und nicht gleich beim ersten Angebot den Verein verlassen. Der Wohfühlfaktor soll hier eine große Rolle spielen.

Valentin Solovej ist weg nach Herrensohr, und doch habt Ihr mit Roni Ciftci gleich wieder einen Top-Torjäger an der Spitze der Torschützenliste stehen. 10 Tore in 6 Spielen ist schon eine Hausnummer. Welchen Zaubertrank habt Ihr Eurem jungen Stürmer verabreicht?

RV (grinst): Was der privat trinkt, weiß ich nicht. Inklusive Bolzplatz-Zeit habe ich, glaube ich, noch keine 10 Tore in meiner ganzen Karriere geschossen. Aber im Ernst: Roni macht das überragend, profitiert dabei natürlich – ähnlich wie „Valle“ vor ihm – davon, dass unser Spiel sehr offensivlastig ausgelegt ist. Roni hat das gewisse Etwas, was ein Stürmer braucht, um erfolgreich zu sein, arbeitet aber auch viel und legt schon mal die eine oder andere Sonderschicht nach dem Training ein. Um in die Fußstapfen von Valetin Solovej zu treten, muss er jedoch diese Leistung erst noch über ein paar Jahre bestätigen!

Du hast eben von einer Verletztenmisere gesprochen. Wird es deshalb den Spielertrainer Robin Vogtland nochmal geben?
RV: Ja, zuletzt beim 3:0 gegen Hasborn habe ich aus der Personalnot heraus wieder mitgespielt. Wir haben zur Zeit neun angeschlagene bzw. verletzte Spieler. Beim 2:2 gegen Saar 05 hat es jetzt auch unseren Neuzugang Sebastian Piotrowski erwischt, der sich beim Warmmachen einen Kreuzbandriss zugezogen hat. Es ist also durchaus möglich, dass ich auch in Zukunft die Stiefel wieder anziehe.

Zu Eurem Gegner morgen: Wie schätzst Du die Borussia aus Neunkirchen ein?

RV: Wie in jedem Jahr wird die Borussia ein Gegner sein, den man mitnichten im Vorbeigehen besiegen kann. Mein Kollege Björn Klos hat zum Beispiel mit Niklas Allenfort und Sebastian Cullmann, die auch für uns interessante Spieler waren, viel Qualität dazugewonnen, auch wenn diese Qualität bislang auf fremden Plätzen noch nicht wie gewünscht auf den Platz gebracht werden konnte. Aber ich erwarte die Borussia am Ende ganz ähnlich wie uns auf jeden Fall in der oberen Tabellenhälfte.

Und Dein Tipp für das Spiel im Ellenfeld?
RV: Ich erwarte ein Duell auf Augenhöhe, ein intensives und kampfbetontes Spiel, aber auch fußballerische Attraktivität und am Ende ein enges Resultat!

Robin, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg im weiteren Verlauf der Saison! (-jf-)

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