Borussia versemmelt letzten Test in Merchweiler / Tim Klein Torschütze bei der 1:4-Niederlage auf dem Haldy / Lehrreicher Nachmittag auf dem Haldy vor dem Restrundenauftakt
Bild (oben) mit Symbolcharakter: Hart zu kämpfen mit der Preußen-Offensive hatten die Borussen vor allem in der zweiten Halbzeit. In dieser Szene setzen sich Kapitän Marco Dahler (li.) und Michael Müller (re.) mit Merchweilers Sascha Bamberg auseinander. (Foto: -jf-)
„Was haben wir für einen Mist gespielt, bodenlos!“ Maximilian Strack war nach dem 1:4 der Borussia beim ambitionierten Tabellenführer der Verbandsliga Südwest, Preußen Merchweiler, stinksauer. Der Torhüter, der nach einer Stunde Philippe Persch ablöste, kassierte an ehemaliger Wirkungsstätte, wo er vor seinem Wechsel ins Ellenfeld vier Jahre spielte, zwei Gegentore, bei denen er in Eins-zu-eins-Situationen chancenlos war. Entsprechend tief saß der Frust. Doch auch seine Mannschaftskameraden waren über das, was sie zuvor über weite Strecken, vornehmlich in der zweiten Halbzeit, auf dem Haldy auf den Platz gebracht hatten, sicher „not amused“. In der Tat: Die Borussen hatten keinen guten Tag erwischt! „Ein Warnschuss zur rechten Zeit“, sortierte Betreuer Rainer Hoffmann die erste Niederlage im fünften Testspiel gegen den Namensvetter aus Merchweiler ein. Deren Coach Björn Klos war naturgemäß sehr zufrieden, musste er doch auf seine beiden Top-Stürmer Lukas Pirron und Marcel Zenner (zusammen 29 Tore) krankheitsbedingt verzichten und war selbst nach grippalem Infekt noch leicht angeschlagen. Was seine Truppe vornehmlich in der zweiten Halbzeit anbot, als sie mehr Willensstärke, Entschlossenheit und Frische zeigte als die Borussen, dürfte wesentlich zu schnellerer Genesung beigetragen haben.
Allerdings erwischte Borussia den besseren Start: Auffälligster Stürmer im schwarzen Trikot war in dieser Phase Tim Klein, dem schon nach 9 Minuten die 1:0-Führung gelang: Nach einer flüssigen und schnellen Kombination auf der rechten Seite über Florian Stopp und Kamil Czeremurzynski kam das Leder flach in die Mitte, wo der eingelaufene Borussias Nummer 9 den Ball kurz annahm und im Netz versenkte. Borussias Stürmer hätte nach gut 20 Minuten auf 2:0 erhöhen können, ja müssen, als er nach einem Missverständnis in der Preußen-Defensive allein vor Torhüter Kevin Collofong den Ball über das Tor weit in den angrenzenden Wald hinein drosch. Pech hatte Tim Klein dann nach 28 Minuten, als er bei einer Hereingabe von Nico Christmann im 5-Meter-Raum trotz ganz langem Bein einen Schritt zu spät kam. Nach etwa einer halben Stunde signalisierten die Gastgeber erstmals Gefahr, doch Felix Keßler zielte aus guter halbrechter Schussposition am Tor vorbei. Nach 40 Minuten fasste sich Moritz Schwindling ein Herz und zog aus dem Rückraum einfach mal ab – Philippe Persch fuhr im Sprung reaktionsschnell den linken Arm raus und lenkte das Leder mit den Fingerspitzen ins Toraus. Das letzte Ausrufezeichen vor dem Halbzeitpfiff setzte wiederum Tim Klein, der mit einem fulminanten Freistoß ans Lattenkreuz das Preußen-Tor in seinen Grundfesten erschütterte. Die Borussen gingen mit einer knappen, aber verdienten Führung in die Kabinen, die angesichts der sich bietenden klaren Chancen durchaus auch hätte höher ausfallen können. Doch auch die Gastgeber ihre Spitzenstellung in der Verbandsliga zumindest andeuten!
Auffälligster Akteur in der Anfangsphase: Borussias Stürmer Tim Klein, der die 1:0-Führung erzielte (oben) und wenig später aus ähnlicher Position die große Gelegenheit zum 2:0 hatte, das Leder aber über den Querbalken jagte (unten / Fotos: -jf-)
Nach dem Wiederanpfiff erlebten die Zuschauer eine ganz andere Partie. Die Preußen kamen mit mehr Biss, Power und Konsequenz auf den Platz, eroberten nach und nach mehr Spielanteile, gewannen zunehmend die Zweikämpfe und konnten spielerisch und läuferisch überzeugen, während die Borussen zusehends den Faden und die Konzentration verloren und kaum noch Zugriff auf das Spielgeschehen bekamen. So war der 1:1-Ausgleich ein Treffer mit Ansage: Nach 55 Minuten konnte der junge Justin Schwenk im Strafraum in die Lücke zwischen Dylan Sodji und Nico Purket hineinstoßen und Jan Stolls Flanke von der linken Seite per Kopf über Philippe Persch hinweg verwerten. Binnen zehn Minuten ließ sich Borussias Defensive dann gleich zwei weitere Male düpieren: Zunächst schloss Lukas Paulus einen Angriff wieder über die linke Seite mit beherztem Schuss ins lange Eck zum 2:1 ab (59.), ehe Simon Jostock nach Borussias Ballverlust im Aufbauspiel allein vor Maximilian Strack die Ruhe behielt und zum 3:1 einschoss (65.) – die Vorentscheidung? Noch nicht, denn nun berappelten sich die Borussen und verzeichneten drei gute Gelegenheiten zum Anschluss. Mittendrin im Geschehen: Der eingewechselte Danny Kleinbauer, der für frischen Wind in Borussias Offensive sorgte. Zunächst musste sich Kevin Collofong im Preußen-Tor beim Kopfball der Nummer 18 mächtig strecken, um den Ball über die Querlatte zu lenken (74.), dann traf Borussias junger Stürmer nach Zuspiel von Tim Klein im Strafraum das Leder nicht richtig – den unplatzierten und zu „dünnen“ Abschluss konnte Merchweilers Keeper unter sich begraben (80.). Schließlich legte Danny Kleinbauer per Kopf für Tim Klein auf, dessen Schuss nur knapp am gegnerischen Tor vorbeistrich. Besser machte es kurz vor Schluss auf der Gegenseite Felix Keßler, der allein vor Maximilian Strack auftauchte und überlegt zum 4:1-Endstand rechts unten einnetzte – allerdings aus stark abseitsverdächtiger Position, die für den Unparteiischen Moritz Schaefer aber nur schwer erkennbar war, da er an diesem Nachmittag ohne Linienrichter auskommen musste. Preußens Gloria hatte den Borussen nun doch recht deutlich den Marsch geblasen.
Da war es passiert: Zwischen Dylan Sodji (li.) und Nico Purket (re.) setzt der junge Justin Schwenk seinen Kopfball übe Philippe Persch hinweg ins Tor zum 1:1. (Foto: -jf-)
Allerdings war es letztlich egal, ob 1:3 oder 1:4 – das Resultat war zu diesem Zeitpunkt ohnehin allenfalls zweitrangig. So sah es auch Preußen-Coach Björn Klos, dem es vor allem darauf angekommen war „zu sehen, wie es eine Woche für Rückrundenbeginn mit den Abläufen und dem Dagegenhalten funktioniert. Wichtig war für uns zu erfahren, dass wir auch ohne unsere beiden Top-Stürmer Torgefahr ausstrahlen und über 90 Minuten Tempo und Bereitschaft an den Tag gelegt haben, ohne nachzulassen.“ Auch für die Borussen, die auf Kevin Saks, Simon Schreibeisen, Tim Cullmann und Dominik Jost verzichten mussten, war der Nachmittag auf dem Haldy sehr lehrreich, wurden doch – besser jetzt als am kommenden Samstag zum Restrundenauftakt! – einige Aspekte aufgedeckt, an denen in der finalen Trainingswoche für dem Hasborn-Spiel gearbeitet werden muss. 1:4 – eine Niederlage, die bitter klingt, aber den Jungs im Kapitän Marco Dahler nicht das Selbstvertrauen rauben, sondern vielmehr eine gute Portion Achtsamkeit und Aufmerksamkeit schenken sollte. Und da gibt es ja auch noch die Sache mit der verpatzten Generalprobe und der gelungenen Premiere. Aber das hatten wir ja letzte Woche beim Spiel in Hermersberg schon einmal … (-jf-)
Statistik: Preußen Merchweiler – Borussia 4:1 (0:1)
Borussia: Philippe Persch (ab 60. Maximilian Strack) – Kamil Czeremurzynski (ab 60. Christoph Stemmler), Marco Dahler, Nico Purket, Niklas Allenfort, Nico Christmann, Sebastian Cullmann (ab 56. Danny Kleinbauer), Michael Müller, Dylan Sodji (ab 60. Tim Braun), Florian Stopp (ab 60. Daniel Schlicker), Tim Klein.
Tore: 0:1 (9.) Tim Klein, 1:1 (55.) Justin Schwenk, 2:1 (59.) Lukas Paulus, 3:1 (65.) Simon Jostock, 4:1 (65.) Felix Keßler. – Schiedsrichter: Moritz Schaefer (FC Wiesbach). – Zuschauer: 100.
Unsere Bilder zeigen Eindrücke vom Vorbereitungsspiel der Borussia in Merchweiler. (Alle Fotos: -jf-)
Toller Bericht Jo