Heute vor 54 Jahren: Kuntz kickt Köln K.o.!

Die Haupttribüne des Ellenfeld-Stadions ist, wie vermeldet, bei der virtuellen Jagd nach dem Zuschauerrekord bereits ausverkauft. Heute vor 54 Jahren verfolgten 12.000 Fans die Bundesliga-Partie gegen den 1. FC Köln. Ob diese Zahl jetzt auch erreicht werden kann? Der Rückblick auf die spannende Begegnung gegen die Geißböcke soll nicht nur ein wenig über die fußballlose Zeit hinweghelfen, sondern auch aufmuntern, weiter fleißig Karten zu kaufen!

Unser Bild: Fokussiert auf das Leder,perfekte Körperhaltung, maximaler Erfolg – mit diesem Hechtkopfball brachte Günter Kuntz die Borussia gegen den 1. FC Köln auf die Siegerstraße. (Foto: Mit Ferdi Hartung in die Bundesliga – Teil 1: Borussia Neunkirchen / Bearbeitung: -jf-))

Der 1. FC Köln war in der Bundesliga-Saison 1965/66 sicher der Lieblingsgegner von Günter Kuntz. Borussias Stürmer, dessen Sohn Stefan 20 Jahre später als Torjäger im Ellenfeld und später auch m Lauterer Betzenberg in die Fußstapfen des Vaters treten sollte, traf in dieser Spielzeit gleich viermal gegen die „Geißböcke“. Dabei konnten seine beiden Treffer im Hinspiel im Müngersdorfer Stadion die 2:4-Niederlage der Borussen nicht verhindern. Ein halbes Jahr später jedoch, beim 2:1 im Rückspiel im Ellenfeld, avancierte Günter Kuntz zum Matchwinner.

Die Hüttenstädter waren gegen die Domstädter allerdings geradezu zum Siegen verdammt, wollten sie im Abstiegskampf das kleine Flämmchen Hoffnung noch am Glimmen halten. Denn eine Woche zuvor hatte man in Duisburg beim Meidericher SV zwar eine respektable Partie, am Ende mit dem hauchdünnen 0:1 aber auch die Punkte abgeliefert. „Borussia Neunkirchen hofft wieder“ titelte die „Saarbrücker Zeitung“ jetzt nach dem Sieg gegen die Kölner, die als Tabellenvierter ins Saarland gereist waren und bei einem eigenen Erfolg noch hätten nach oben schauen können. Da gleichzeitig das mitbedrohte Schalke beim FC Bayern mit 0:1 den Kürzeren gezogen hatte, hatte sich die Borussia nun wieder bis auf zwei Zähler an das rettende Ufer „herangerobbt“.

Im letzten Moment gebremst wird Borussias Stürmer Werner Görts (dunkles Trikot) von Kölns Nationalspieler Wolfgang Weber (rechts, Foto oben), während Gerd Peehs und FC-Angreifer Hennes Löhr (Foto unten) nach Cebinacs Schuss dem Leder, das ins Tor trudelt, nur noch hinterherschauen können (Bild unten). (Fotos: Mit Ferdi Hartung in die Bundesliga).

Was die meisten der 12.000 Zuschauer nach einem turbulenten Auftakt nicht gedacht hätten: Der Torreigen war bereits nach 17 Minuten zu Ende. Zunächst war Günter Kuntz in einen genau gezirkelten Freistoß von Dieter Schock hineingehechtet und ließ mit seinem präzisen Kopfball FC-Keeper Fritz Ewert keine Chance. Dass der Treffer aus zumindest abseitsverdächtiger Position erzielt worden war, „juckte“ keinen der Borussen-Fans, da auch Schiedsrichter Horst Herden aus Hamburg nichts gesehen hatte. Nur vier Minuten hatte die Führung Bestand, da schlug Kölns Jugoslawe Cebinac zu: FC-Sturmkollege Hennes Löhr und Borussias Abwehrspieler Gerd Peehs konnten nur noch hinterherschauen, als das Leder im Netz einschlug (15.). Aber die Männer aus dem Ellenfeld zeigten sich keineswegs geschockt und gingen durch Günter Kuntz nur zwei Minuten später erneut in Führung. Die stark eingeschätzten Kölner, in deren Reihen mit Wolfgang Weber und Regisseur Wolfgang Overath zwei spätere Vizeweltmeister von Wembley standen, versuchten anschließend zwar, der Partie noch einmal eine Wende zu geben, scheiterten aber immer wieder am aufopferungsvollen Kampfgeist der Borussen um den robusten Abräumer Günter Heiden, die keinen Meter Boden preisgaben und durch den wieselflinken Werner Görts einige vielversprechende Konterchancen besaßen: Der vor Saisonbeginn aus Leverkusen gekommene blonde Stürmer (28 Saisoneinsätze) konnte dabei bei seinen Sturmläufen nicht immer mit fairen Mitteln gebremst werden. Am Ende stand für die Borussen ein Sieg der Moral, von der selbst die aus Saarbrücken angereisten Trainer-Spione Jupp Derwall (hatte noch 1965 während der Saison beim FCS die Nachfolge von Helmut Schneider angetreten) und Otto Knefler (Saar 05) tief beeindruckt waren. Torhüter Willi Ertz, Abwehrrecke Gottfried Peter und Köln-Killer Günter Kuntz erhielten vom „kicker“ die besten Noten.

Doch der sechste Saisonsieg erwies sich für Borussia lediglich als kurz aufflackerndes Strohfeuerchen. Nur eine Woche später sorgte eine 2:5-Niederlage beim favorisierten Tabellenfünften Werder Bremen für lange Gesichter, die noch länger wurden, als durchsickerte, dass die unmittelbare Konkurrenz aus Schalke gleichzeitig die Frankfurter Eintracht mit 3:2 geschlagen hatte. Der Rückstand zum rettenden Ufer betrug nun wieder vier Punkte. Eine Hypothek, die sich in den restlichen Spielen als zu schwer erweisen sollte. Dennoch muss sich die Borussia wegen ihrer Bundesliga-Bilanz gegen den 1. FC Köln nicht schämen: Zwei Siegen stehen ein Unentschieden und drei Niederlagen (bei 11:13 Toren) gegenüber. In den drei Heimspielen im Ellenfeld blieben die Borussen sogar ungeschlagen (1:1, 2:1, 2:1).

An jenem 26. März vor 54 Jahren hatte Borussias Coach Horst Buhtz folgender Mannschaft sein Vertrauen geschenkt: Willi Ertz – Günter Heiden, Gerd Peehs, Achim Melcher, Gottfried Peter, Dieter Schock, Erwin Glod, Werner Görts, Günter Kuntz, Elmar May, Peter Utzig. Kölns Trainer Georg Knöpfle schickte folgendes Team auf den Ellenfeld-Rasen: Ewert – Hemmersbach, Pott, Regh, Weber, Cebinac, Kleinholz, Overath, Sturm, Löhr, Thielen. (-jf-)

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