2:4 in Herrensohr – Serie gerissen

Spiel mit zwei total verschiedenen Halbzeiten / TuS-Tormaschine Valentin Solovej entschied nach dem Seitenwechsel die Partie / Borussia ließ vor der Pause (zu) viele klare Chancen aus

Unser Bild: Kampf um die Lufthoheit mit (v.l.) Alexander Otto, Tim Braun, Daniel Schlicker, Jannick Kurz und Sebastian Cullmann (verdeckt), im Hintergrund beobachtet Keeper Kevin Collfong die Situation. (Foto: Susi Welter)

“Kaltnaggisch” bleibt für die Borussia ein unangenehmes Pflaster! Auch im vierten Gastspiel beim TuS Herrensohr gelang kein Sieg, im Gegenteil: Nach dem 2:4 mussten die Borussen ohne Punkte wieder ins Ellenfeld zurückfahren, kassierten dabei nicht nur erstmals in dieser Spielzeit mehr, sondern erstmals seit dem 9. November 2019 in einem Saarlandligaspiel mehr als drei Gegentore. Wo dies letztmals geschehen war? Genau, in Herrensohr! Damals, vor mehr als zweieinhalb Jahren, musste sich Borussia gleich mit 1:5 geschlagen geben. Die imposante Serie von zehn sieglosen Spielen ist somit gerissen, der anvisierte Tabellenplatz 2 wieder drei Punkte entfernt.

Es war, wie das im Fußball mitunter so ist, ein Spiel mit zwei grundverschiedenen Halbzeiten. „Vor der Pause haben wir uns als Mannschaft, die aufsteigen will und kann, präsentiert. Nach dem Seitenwechsel sind wir so aufgetreten, dass man für die Relegation Böses befürchten muss“, brachte Björn Klos die 90 Minuten auf den Punkt. Der Trainer, der auf Marco Dahler verletzungsbedingt und Dylan Sodji aus beruflichen Gründen verzichten musste, sah hocherfreut in den ersten 45 Minuten eine Borussen-Elf, die mit nahezu perfekten Laufwegen temporeichen Offensivfußball bot und die taktischen Vorgaben umsetzte, dabei aber versäumte, die zahlreichen Chancen in Tore umzumünzen. So hätte die Partie beim Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Jörg Probst längst in trockenen Tüchern sein können. Stattdessen waren die Gastgeber in der Nachspielzeit – zu einem psychologisch günstigen Zeitpunkt (5 Euro ins Phrasenschwein!) – durch Simon Ikas´ Anschlusstor urplötzlich wieder im Spiel: Borussias Torwart Kevin Collofong hatte einen gut getimten Freistoß von Marc Hümbert noch aus dem Winkel gekratzt, war aber gegen den Ikas-Nachschuss machtlos. Zuvor hatten Quincy Henderson und Kevin Saks die Borussen mit 2:0 nach vorne gebracht. Quincy Henderson umkurvte nach Pass von Roman Torres TuS-Keeper Stephan Sell und schob das Leder locker ein (16.), Kevin Saks machte es, nach 28 Minuten auf halbrechter Position in Szene gesetzt, ähnlich cool – mit dem 0:2 schien eine Vorentscheidung gefallen, denn zu deutlich war die Dominanz der Borussen, für die Simon Schreibeisen und Tim Klein weitere gute Torgelegenheiten nicht nutzen konnten.

Ein möglicher Knackpunkt der Partie zur Halbzeit: Wegen einer Sprunggelenksverletzung konnte Sebastian Cullmann, der bis dahin auf der linken Defensivposition eine überzeugende Leistung geboten und seine taktische Aufgabe, Herrensohrs torgefährlichen Jannick Kurz (schon 10 Saisontore) aus dem Spiel zu nehmen, mit Bravour gelöst hatte, nicht mehr weitermachen. „Wir wollten unbedingt Standards und Flanken vermeiden, weil wir wussten, dass der Gegner mit Valentin Solovej einen Mann mit ungeheurer Präsenz in der Box hat“, erläuterte Björn Klos die auch im Training unter der Woche geübte taktische Vorgabe, die aber nach der Pause mehr und mehr „den Bach runterging“. So war es nach dem 2:2-Ausgleich durch Mike Seewald, der das Leder aus einem unübersichtlichen Getümmel heraus ins Netz bugsierte, nur noch eine Frage der Zeit, wann weitere Tore fallen würden, zumal die Borussen die Konzentration nicht weiter hochhalten konnten. Lediglich Roman Torres mit einem Schuss aus der zweiten Reihe und Kevin Saks per Freistoß setzten jetzt noch offensive Akzente, allzu oft wurde, in der Hoffnung auf Kopfballverlängerung durch Kevin Saks, mit langen Bällen operiert. Die Gastgeber hatten jetzt das Kommando übernommen, und dann schlug er zu: Nachdem Kevin Collofong gegen Haj Mohammad noch reaktionsschnell pariert hatte (66.), bestrafte Herrensohrs Tormaschine Valentin Solovej gleich zweimal einen Fauxpas in Borussias Defensive gnadenlos und stellte das Resultat mit seinen Saisontreffern 24 und 25 auf 4:2. Erst in der Schlussphase boten sich den Borussen nochmal Gelegenheiten zu verkürzen, doch Stephan Sell war sowohl bei Akim Soulemanas Distanzschuss (86.) als auch bei Kopfbällen von Kamil Czeremurzynski (86.) und Vincenzo Accursio (87.) auf dem Posten. Als ein Geschoss von Niklas Allenfort knapp am Tor vorbeiflog (90.), war Borussias erste Niederlage seit dem 12. März (1:2 gegen Auersmacher) perfekt.

Serie gerissen – die Enttäuschung ist den Borussen (hier mit v.l. Kevin Saks, Simon Schreibeisen und Daniel Schlicker) ins Gesicht geschrieben. (Foto: Dominik Jost)

2:4 in Herrensohr – sicher ein Schuss vor den Bug zur rechten Zeit. In Borussias Team wurden die führende Hand von Kapitän Marco Dahler, über dessen Einsatzfähigkeit nach Meniskusriss weiterhin „kaum eine Prognose“ (Björn Klos) möglich ist, und Dylan Sodjis enorm starke Mentalität spürbar vermisst. Und im Mittelfeld hätte die Erfahrung und Ordnungsfähigkeit eines Fabian Scheffer, der nach Muskelfaserriss außen vor bleiben musste, dem Spiel der Borussen sicher gutgetan. „Nach dem 2:0 waren wir uns zu sicher. Für zwei Tore benötigen wir sieben hundertprozentige Chancen. Und wenn es mal brenzlig wird, gehen Führung und Fassung zu schnell verloren. Aber das hatten wir in dieser Saison ja schon öfter“, benannte Björn Klos schonungslos die Defizite.

Zustimmung für seine Bewertung der Partie bekommt der Trainer von vielen Borussen im Netz. „In Halbzeit eins muss es 4:0 oder 5:0 für die Borussia stehen. Dann wäre die Messe gelesen gewesen. Für Halbzeit zwei fehlen mir die Worte“, kommentiert Hans Ehrhardt, Stammgast im Ellenfeld, während Philipp Örtel mit Blick auf die zweite Halbzeit meint: „So steigt man nicht auf!“ Jakob Brecht spricht die Hoffnung vieler Borussen aus: „Ich verstehe, dass nach einer langen Saison und dem Erreichen der Relegation die Beine schwer werden. Wichtig ist nur, dass Ihr spätestens in den Relegationsspielen wieder alles gebt.“ Marc NK richtet (gemäß dem Herberger-Motto: „Das nächste Spiel ist immer das schwerste!“) schon den Fokus auf den kommenden Samstag: „Die Niederlage wirft uns nicht um. Aber am Samstag gegen Homburg bitte den A… aufreißen und alles geben. Auf geht´s, Borussia!“ (-jf-)

Borussia bedankt sich bei Mannschaftsarzt Dr. Sebastian Richter – der „Doc“, der in Personalunion auch als Fußballchef des TuS Herrensohr fungiert, hatte nach dem Spiel beide Mannschaften ins TuS-Vereinsheim zum gemeinsamen Essen eingeladen – eine tolle Geste nach dem letzten Saisonspiel des TuS Herrensohr!

Statistik: TuS Herrensohr – Borussia 4:2 (1:2)

Borussia: Kevin Collofong – Tim Braun, Kamil Czeremurzynski, Christoph Stemmler, Sebastian Cullmann (ab 46. Niklas Allenfort), Daniel Schlicker, Simon Schreibeisen (ab 46. Akim Soulemana), Roman Torres, Quincy Henderson (ab 73. Timothy Ugo), Tim Klein (ab 77. Joshua Penth), Kevin Saks (ab 77. Vincenzo Accursio). – Trainer: Björn Klos. – Co-Trainer: Özal Acar.

Tore: 0:1 (16.) Quincy Henderson, 0:2 (28.) Kevin Saks, 1:2 (45.+2) Simon Ikas, 2:2 (58.) Mike Seewald, 3:2 (68.) Valentin Solovej, 4:2 (71.) Valentin Solovej. – Zuschauer: 250. – Schiedsrichter: Jörg Probst (FC Kleinblittersdorf). – Gelbe Karten Borussia: – .

Unsere Bilder zeigen ein paar Eindrücke vom Spiel der Borussia in Herrensohr. (Fotos: Susi Welter, Dominik Jost)

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