Vermeidbare Tore und zu wenig Kreativität auf dem Kieselhumes

Borussia unterliegt im Spiel zweier großer Traditionsclubs bei Saar 05 mit 0:2 / Kämpferisch gute Leistung, spielerisch viel Luft nach oben

Unser Bild: Chancenlos bei beiden Gegentoren – an Maximilian Strack hat es nicht gelegen, dass Borussia die Punkte am Kieselhumes ließ. (Foto: Susi Welter)

Borussia bleibt auch im dritten Auswärtsspiel nach der Winterpause ohne Sieg. Nach kämpferisch guter, aber spielerisch insgesamt wenig inspirierenden Vorstellung unterlagen die Schützlinge von Trainer Thorsten Lahm am Mittwochabend auf dem Kunstrasenplatz des Kieselhumes mit 0:2 beim SV Saar 05. Die Borussen waren offensiv nicht zwingend genug, es fehlte die Durchschlagskraft in der Box. Defensiv „flutschte“ zweimal ein Ball durch. Einen davon nutzte Eric Fuhr nach knapp 20 Minuten, als er nach einer nicht sauber geklärten Ecke und David Seiberts No-look-Hereingabe im Fünf-Meter-Raum Sekundenbruchteile vor Simon Schreibeisen an den Ball kam und das Leder ins Netz bugsierte. „Ein absolut vermeidbares Tor“, so Thorsten Lahm. Und in der Nachspielzeit stand kein Borusse bei Yves Oberhausen am langen Eck – Saars Mittelfeldspieler konnte eine flache Flanke von Tom Theres reichlich ungestört zum 2:0 verarbeiten.

Dabei war Borussia, unermüdlich angefeuert von den mitgereisten Fans („Auf geht´s, Borussia, schieß ein Tor, schieß ein Tor für uns!“), gut in das muntere Spiel gekommen, das mit einem Paukenschlag begann: Schon nach wenigen Minuten landete der Ball nach einem langen Einwurf von Niklas Allenfort und zwei Kopfballverlängerungen von Michael Müller und Nico Purket bei „Oberpaukist“ Tim Cullmann, der an der Strafraumgrenze nicht lange fackelte, entschlossen abzog und mit seinem Geschoß an die Unterkante der Latte das Saar-Tor in seinen Grundfesten erschütterte. Auf der Gegenseite mussten die Borussen bald darauf tief durchatmen: Nach einem Ballverlust von Dylan Sodji flankte Yves Oberhausen von rechts in den Fünf-Meter-Raum, wo Saar-Torjäger Hokon Christian Sossah, ein ständiger Unruheherd, das Leder vor Maximilian Strack ins Tor drückte. Mit der Brust oder mit der Hand? Das war hier die Frage. Der Unparteiische Marco Niebergall wollte ein Handspiel gesehen haben und nahm den Treffer zurück, und Thorsten Lahm war ehrlich genug zuzugeben: „Da sind wir mit einem blauen Auge davon gekommen!“ Doch Borussia zeigte sich unbeeindruckt und generierte ihrerseits die nächste Chance, als Christoph Stemmler durch Michael Müller auf der linken Flanke aussichtsreich in Szene gesetzt wurde, Torwart Yannick Tchuikwa umkurvte, aber nicht mehr genug Power hinter den Ball bekam, der vor Überschreiten der Torlinie von der Saar-Abwehr hinweggefegt wurde.

Im weiteren Verlauf der Partie ergaben sich für die Gastgeber dann mehr gefährliche Offensivaktionen. So strich ein Kopfball von Yves Oberhausen aus 7 Metern nur knapp am Tor vorbei, wobei Dylan Sodji und Nico Purket zu zögerlich agierten (15). Derselbe Spieler im weißen Trikot war es, der kurz vor der Pause nach einem Zuspiel von Hokon Sossah in den Rücken der Borussen-Abwehr aus guter Position knapp über das Tor zielte (42.). Auf der anderen Seite fiel eine Allenfort-Flanke, von David Seibert nur unzureichend abgewehrt, direkt vor die Füße von Sebastian Cullmann, dessen reaktionsschnelle Direktabnahme nur um Zentimeter rechts am Tor vorbeizischt (29.).

Das erste Ausrufezeichen nach Wiederanpfiff setzten die Borussen in Person von Florian Stopp, der nach den von Sebastian Cullmann aufgelegten Ball nicht richtig traf und links am Tor vorbeizielte. Bei den Gastgebern erwies ich Torjäger Hokon Christian Sossah als ständiger Unruheherd – der 23jährige Vollblutstürmer war kaum in den Griff zu bekommen und hatte nach 56 Minuten Pech mit einem Schuss aus spitzem Winkel an Außennetz, nachdem er sich robust gegen Dylan Sodji durchgesetzt hatte. Nach einer Stunde scheint dann doch das 0:2 fällig, als sich wieder Hokon Sossah, mit einem langen Pass „auf die Reise“ geschickt, offensichtlich im Abseits wähnt und seinen Lauf abbricht; Maximilian Kassel erfasst blitzschnell die Situation, spurtet im Rücken von Michael Müller, der gedanklich mit der Szene wohl schon abgeschlossen hatte, Richtung Ball und netzt an Maximilian Strack vorbei ein. Auch hier Glück für die Borussen, dass die Fahne des Linienrichters wohl wirklich eine Abseitspositon signalisierte – kein Tor, so die unmissverständliche Entscheidung von Marco Niebergall. „Das hätte nicht jeder so entschieden“, ist Thorsten Lahm auch hier grundehrlich und musste mit ansehen, wie wenig später Hokon Sossah nach Pass des eingewechselten Kars Anton Borussias Abwehr düpierte, aus spitzem Winkel aber lediglich das Außennetz traf.

Unermüdlicher Antreiber über die linke Seite, aber am Kieselhumes trotz Fan-Unterstützung (im Hintergrund) ohne Fortune: Borussias Nico Purket. (Foto: Susi Welter)

Die Borussen versuchten nun alles, um den Ausgleich zu erzwingen. Thorsten Lahm beorderte Kapitän Marco Dahler nach vorne, der hatte auch nach einer Ecke von Tim Cullmann die beste Chance, platzierte seinen scharfen Kopfball aber knapp rechts am Tor vorbei (70.). Aufregung gab es dann nur noch nach 78 Minuten, als die Gastgeber ein regelwidriges Einsteigen von Tim Cullmann im Strafraum gesehen haben wollten, aber Marco Niebergalls Pfeife blieb stumm. So blieb es nach mehr als 90 Minuten Yves Oberhausen vorbehalten, den Borussen den endgültigen Knock-out zu versetzen.

Natürlich war die Enttäuschung der Männer in Schwarz groß. „Kämpferisch kann man der Mannschaft keinen Vorwurf machen“, bilanzierte Thorsten Lahm. Dafür hatte auch der Borussen-Anhang ein feines Gespür, der das Team unentwegt anfeuerte und auch nach Spielschluss Zuspruch spendete. Doch der Trainer setzt dem ein dickes „Aber“ entgegen: „Spielerisch waren wir zu einfallslos. Je weiter wir nach vorne kamen, desto mehr hat die Kreativität gefehlt. Bis zum 16-Meter-Raum war das teilweise gar nicht schlecht, aber der letzte Moment passte nicht: Wir sind nicht in die richtige Situation gekommen, um den finalen Pass zu spielen. Alles war durchschaubar, vorhersehbar, was dem Gegner die Defensivarbeit natürlich einfach macht“, so die Trainer-Analyse, der – wen wundert´s? – angesichts der mageren Bilanz nach der Winterpause auch eine „gewisse Verunsicherung, vor allem in der Vorwärtsbewegung“ ausgemacht hat. „Das ist natürlich alles auch Bestandteil unserer Arbeit im Training, wo das funktioniert, solange kein Gegner dabei ist.“

Am kommenden Sonntag (Anstoß: 16.00 Uhr) steht dann mit den Sportfreunden Köllerbach in der Ferraro-Sportarena wieder ein „dickes Kaliber“ den Borussen gegenüber. Für die Borussen-Jungs Gelegenheit zu zeigen, dass sie es besser können. Und für die Fans die Chance zu zeigen, dass sie auch in schweren Zeiten hinter ihrer Mannschaft stehen – auf dem Kieselhumes war das unüberhörbar, klasse! (-jf-)

Statistik: Saar 05 – Borussia 2:0 (1:0)

Borussia: Maximilian Strack – Tim Cullmann, Marco Dahler, Nico Purket, Christoph Stemmler, Niklas Allenfort, Sebastian Cullmann (ab 56. Tim Klein), Michael Müller, Simon Schreibeisen (ab 65. Nico Christmann), Dylan Sodji (ab 74. Daniel Schlicker), Florian Stopp. – Trainer: Thorsten Lahm.

Tore: 1:0 (19.) Eric Fuhr, 2:0 (90.+1) Yves Oberhausen. – Schiedsrichter: Marco Niebergall (FSV Jägersburg). – Zuschauer: 150. – Gelbe Karten Borussia: Tim Klein (58.), Marco Dahler (80.).

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