Neu in der Saarlandliga (1): Rehböcke auf Höhenflug

Wir stellen vor: Die Aufsteiger 2019-20 / Heute: FV Bischmisheim – Zweiter Aufstieg in Folge: Verbandsliga war nur eine Durchgangsstation / Toller Teamgeist Basis für den Erfolg

Zum Bild: Meisterjubel – der FV Bischmisheim ist in zwei Jahren von der Landesliga in die Saarlandliga durchmarschiert, Respekt! (Foto: Homepage FV Bischmisheim)

In exakt einem Monat startet die Saarlandliga in die Saison 2019/2020. Neu mit dabei: Die Aufsteiger FV Bischmisheim, der 1. FC Reimsbach und der SV Rot-Weiß Hasborn. Dabei sind die beiden letztgenannten Clubs keine echten Neulinge: Während die Reimsbacher nach drei Jahren Abstinenz wieder in die höchste Klasse des Saarländischen Fußballverbandes (SFV) zurückkehren, schaffte Hasborn nach dem Abstieg im letzten Jahr jetzt postwendend den direkten Wiederaufstieg. In lockerer Folge stellen wir in den kommenden Tagen die drei Aufsteiger vor – ein kleiner Blick über den Tellerrand hinaus! Den Auftakt macht heute der FV Bischmisheim.

Die Szene erinnert an die Feier der Bayern auf dem Münchener Marienplatz. Nur ein paar Nummern kleiner. Nach dem letzten Spiel in der Verbandsliga Südwest warten mehrere hundert Fans auf dem Bischmisheimer Festplatz vor dem Restaurant Bürgerhof („Matze“) auf die heimkehrenden Helden. Die haben zwar die Partie beim FSV Hemmersdorf mit 0:3 verloren, doch das tut der Begeisterung der Anhänger keinen Abbruch. Denn schon vor der finalen Begegnung steht der FVB, gerade erst in die Verbandliga aufgestiegen, als Meister fest. Trainer Stephan Otte schenkt angesichts der Tabellenkonstellation in der letzten Partie jenen Spielern, die bis dahin nur kurze Einsatzzeiten haben, eine Nominierung in der Startelf. Als der Mannschaftsbus um die Ecke kommt, brandet großer Jubel auf. Die Aufsteiger erklimmen den Balkon des Hauses Fritsch auf dem Geisberg und präsentieren den Meisterteller samt einer zünftigen La Ola mit den Fans – die Krönung eines in dieser Form nicht erwarteten Höhenflugs!

Geisberg statt Marienplatz: Bischmisheimer Himmelsstürmer grüßen ihre Fans vom Meisterbalkon. (Foto: Homepage FV Bischmisheim)

Denn den Titel hatten sich die Bischmisheimer zu Saisonbeginn nicht vorgenommen. Nachdem man mit dem 4:3-Erfolg nach Elfmeterschießen im Relegationsspiel gegen die SG Körprich-Bilsdorf in der Verbandsliga angekommen war, war die Freude zwar groß, aber das Saisonziel realistisch: „In der Liga Fuß fassen und uns etablieren“, so Trainer Stephan Otte. Der hatte mitten in der Spielzeit 2017/18 Andreas Ganz abgelöst und den FVB gerade erst in die Verbandsliga geführt. Unterstützt wird Otte vom früheren Pirmasenser Zweitliga-Torhüter Uwe Blauth, gleichzeitg auch Finanzexperte des FVB, sowie Fitness-Trainer Rolf Schenn und dem sportlichen Leiter Rainer Kohl. Verstärkungen wurden im Sommer 2018 vor allem im Defensivbereich an Land gezogen, Mittelfeldspieler Christoph Fuhr, der vom SV Auersmacher kam und bei Saar 05 schon Regionalliga-Erfahrung gesammelt hatte, galt dabei als „Königstransfer“.

 Die bescheidene Zielsetzung schien sich im ersten Spiel zu bestätigen: Aufsteiger Bischmisheim unterlag beim SC Großrosseln 0:1, allerdings erst durch ein Tor in der Nachspielzeit. Doch die Auftaktniederlage hatte die Spieler des Aufsteiger keineswegs geknickt, im Gegenteil, wie Coach Otte zu berichten weiß: „Für die Jungs war das ein Riesenansporn zu zeigen, dass sie es besser können!“ Und wie sie das konnten! Denn was dann kam, riss den ganzen Stadtbezirk der Landeshauptstadt Saarbrücken mit seinen 4300 Einwohnern regelrecht vom Hocker: Mit 8 Siegen in Folge katapultierten sich die „Rehböcke“, wie die Bischmisheimer nach ihrem Wappentier auch genannt werden, an die Spitze der Verbandsliga, übernahmen erstmals am 7. Spieltag nach einem 3:1 bei Saar 05 II den Platz an der Sonne. Zwar galt es zwischendurch noch einmal eine kleine Durststrecke zu überwinden (4 Spiele ohne Sieg), doch mit dem 3:2-Auswärtssieg beim SC Reisbach kehrte der FVB am 14. Spieltag wieder in die Erfolgsspur zurück. Aus den nachfolgenden 15 Spielen holten die Otte-Schützlinge 39 Punkte, verloren nur noch einmal (0:1 beim SV Losheim) alle drei Punkte. Die Heimstärke (nur eine Niederlage!) sowie die herausragende Rückrunde (bestes Team!) machten die Verbandsliga für die Bischmisheimer Himmelstürmer, die im Schnitt 26,67 Jahre alt sind, lediglich zu einer Durchgangsstation. So stand nach dem 4:0-Triumph auf dem Kunstrasen in der heimischen Rehbock-Arena gegen Reisbach fest: Der FV BIschmisheim ist nach zwei Aufstiegen in Folge in der Saarlandliga angekommen! Belohnung am Rande: Mittelfeldspieler Christoph Fuhr und Abwehrspieler Yannick Jungfleisch wurden von den Liga-Kollegen im „Saar.Amateur“ in die „Mannschaft des Jahres“ gewählt, Stephan Otte gar zum Trainer des Jahres gekürt.

Meistertorte für die Aufsteiger – ein ganz spezielles Geschenk vom Restaurant Bürgerhof („Matze“). (Foto: Homepage FV Bischmisheim)

Löwenanteil am sensationellen Erfolg haben die Top-Torjäger Christoph Schmitt (19 Tore) und Christoph Fuhr (13), die zusammen mit Kapitän Eric Fuhr (10) und Philipp Kuhnen (8) für zwei Drittel aller 73 Bischmisheimer Treffer verantwortlich zeichneten. Für Trainer Otte die entscheidenden Gründe für den Höhenflug: „Der gute Teamgeist! Meine Spieler unternehmen auch außerhalb des Platzes viel gemeinsam. Die Neuzugänge wurden sehr gut integriert, weil sie zum Teil früher schon mal bei uns gespielt haben oder schon zuvor mit unseren Akteuren befreundet waren. Das Team ist im Laufe der Saison noch enger zusammengerückt und hat mit jedem Spiel mehr und mehr an sich und die Chance auf den Aufstieg geglaubt.“ Der Verein steht wirtschaftlich auf soliden Beinen, doch darauf will man sich nicht ausruhen: „Gerade die jetzige positive Situation fordert von allen Verantwortlichen ein Weiterdenken, fordert noch mehr Engagement und Kreativität“, so der Vorsitzende Gisbert Schmeer. Denn auch außerhalb des sportlichen Bereichs gibt es im etwa 450 Mitglieder starken Club reichlich Arbeit, gilt es doch die Flutlichtanlage auf ein energiesparendes System umzustellen, Reparaturarbeiten an der Sportanlage durchzuführen und die Renovierung des in die Jahre gekommenen Vereinsheims in Angriff zu nehmen.

Erfolgsgeheimnis Teamgeist – kollektves Warten auf den Schlusspiff und Anpfiff zur Meisterfeier! (Foto: Homepage FV Bischmisheim)

Doch zunächst genießen die „Rehböcke“ die Freude über den sensationellen Coup – der ist gerade rechtzeitig zum 110jährigen Vereinsbestehen gelungen, das der FVB im März in der Bischmisheimer Festhalle gefeiert hatte. In der Saarlandliga soll es jetzt nicht bei einem einjährigen Gastspiel bleiben. Das ist jedenfalls der Wunsch von Kapitän Eric Fuhr: „Mein persönliches Ziel ist es, dass die Zuschauer in den nächsten zehn Jahren Saarlandliga-Fußball im Allmet zu sehen bekommen!“ Das passt zum Wahlspruch, den sich die Gemeinde auf die Fahnen geschrieben hat: „Bischmisheim ist auf der Höh´!“ – ein Motto, das nicht nur in geographischer (der Ort liegt auf den Höhen rechts der Saar 5 Kilometer von der Innenstadt Saarbrückens entfernt), sondern auch in sportlicher Hinsicht Geltung beanspruchen darf!

Borussia beglückwünscht den FV Bischmisheim zum Titelgewinn und Aufstieg und freut sich auf spannende Duelle in der kommenden Saarlandliga-Saison. Das Spiel der Vorrunde findet 13. Spieltag (12./13. Oktober 2019) im Ellenfeld-Stadion statt. (-jf-)

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