Borussias Mittelfeldspieler genießt im Allerswald nach wie vor große Sympathien / Rückblick statt Spielvorschau: In sechs Saarlandliga-Spielen konnten die Borussen bislang drei Siege einfahren
Unser Bild: Nix wird´s vorerst mit der Rückkehr nach Primstal – Neu-Borusse Sebastian Cullmann muss sich bis zum Wiedersehen mit den ehemaligen Kameraden vom VfL noch gedulden. (Foto: -jf-)
Den morgigen Samstag hatte sich Sebastian Cullmann schon vor Wochen im Kalender dick angestrichen. Denn dann wäre der 21jährige, der zu Saisonbeginn vom VfL Primstal ins Ellenfeld gewechselt ist, im Borussen-Dress zum sportlichen Wettkampf zurückgekehrt an die alte Wirkungsstätte zu seinem ehemaligen Verein, für den er schon in der Jugend (Schaumberg-Prims) lange Jahre die Fußballstiefel geschnürt hatte. Auch wenn er für die „schöne Zeit im Allerswald und die vielen tollen Menschen dort, die mich persönlich weitergebracht haben“, sehr dankbar ist, so hätte er doch diesmal alles dafür gegeben, mit der Borussia als Sieger vom Platz zu gehen. Auch auf Primstaler Seite sind die Sympathien für den langjährigen VfL-Spieler und heutigen Borussen ungebrochen: „Basti ist ein echt feiner Kerl und ein Klasse-Fußballer. Ich freue mich über seinen tollen Einstand bei der Borussia“, sagt VfL-Boss Alwin Arm, der dem Mittelfeldspieler den Erfolg von Herzen gönnt – mit einer kleinen Einschränkung: „Gegen uns muss er nicht unbedingt treffen!“
Sechsmal sind die Borussen und der VfL in der Saarlandliga bislang aufeinandergetroffen. Nur einmal gelang Primstal ein Sieg (im Frühjahr 2018 mit 3:1), zweimal trennten sich beide Mannschaften Remis (0:0, 2:2). Die Borussia hatte dreimal das bessere Ende für sich (1:0, 3:0, 1:0), konnte gegen die Elf von Coach Andreas Caryot bislang elf Punkte sammeln und blieb dabei viermal ohne Gegentor. Da das für dieses Wochenende vorgesehene Spiel coronabedingt abgesetzt wurde, an dieser Stelle statt einer Spielvorschau ein kleiner Rückblick.
Björn Klos hat an den VfL Primstal eine ganz besondere Erinnerung. Denn die Partie am 16. September im Allerswald-Stadion war ihn das erste Spiel als Verantwortlicher auf der Trainerbank der Borussia. Der damals 34jährige war erst ein paar Tage vorher verpflichtet worden, hatte mit seinem Team gerade mal zwei Übungseinheiten absolviert und forderte von seinen neuen Schützlingen vor allem „die Besinnung auf die Grundtugenden des Fußballs.“ Und die erhörten ihren neuen Chef. Zwar gehörte die erste Halbzeit den Gastgebern, die auch die besseren Chancen hatten, doch zogen die Borussen vor der stattlichen Kulisse von 600 Fans nach der Halbzeit die Zügel deutlich an, dominierten die Partie und hätten kurz vor Schluss beinahe den „lucky punch“ gesetzt – lediglich der Primstaler Torpfosten verhinderte gegen Marco Dahler den Einschlag. Da auf der anderen Seite Philippe Persch in der Nachspielzeit gleich zweimal reaktionsschnell gegen Tobias Scherers Schuss und Steffen Haupenthals Kopfball parierte, war das torlose Remis am Ende gerecht und Björn Klos mit seinem Einstand durchaus zufrieden: „Die kämpferische Einstellung war absolut in Ordnung. Wir haben erstmals in dieser Saison kein Gegentor kassiert, aber noch viel Arbeit vor uns.“ Das „Wir“ im Statement zeigt: Der neue Trainer war schon nach kurzer Zeit im Ellenfeld angekommen!
Die Konstellation vor dem Rückspiel war eine gänzlich andere. Die Borussen hatten sich in einer atemberaubenden Aufjoljagd an die Tabellenspitze „herangerobbt“ und wollten natürlich auch gegen den VfL zuhause nichts anbrennen lassen. Das wäre in einer turbulenten Schlussphase, in der sich die Ereignisse geradezu überschlugen, auch beinahe gelungen. Lange war Borussia dem Rückstand durch Pascal Limke (39.) hinterhergelaufen, ehe der eingewechselte Jens Kirchen, der einen an ihm selbst verwirkten Foulelfmeter verwandelte, nach 77 Minuten den erlösenden Ausgleich besorgte. Nach der gelb-roten Karte für Jens Rauber (78.) herrschte im Primstaler Strafraum permanenter Belagerungszustand, die Festung VfL wankte und schien in der dritten Minute der Nachspielzeit gefallen zu sein, als Momo Diallo einen feinen Pass in die Schnittstelle der Gäste-Abwehr aufnahm und das Leder über VfL-Keeper Arend ins Netz lupfte: 2:1 – Borussia hatte das Spiel doch tatsächlich gedreht! Doch quasi mit dem Schlusspfiff stimmte bei einem Freistoß aus dem linken Halbfeld die Zuordnung in der Borussen-Defensive nicht. Prompt war Primstals Kapitän Marc Pesch per Kopf zur Stelle und raubte den Ellenfeldern in letzter Sekunde den Sieg. 2:2, und das in Überzahl! Eine gefühlte Niederlage. 2:2 verloren, entsprechend tief saß der Stachel der Enttäuschung, während sich die nie aufgebenden Gäste nahezu diebisch über einen kaum mehr erwarteten Punktgewinn freuten.
Das zweite Gastspiel des VfL im Ellenfeld nur ein paar Monate später war bereits nach 2 Minuten entschieden. Daniel Ruschmann sorgte nach Marco Dahlers Pass über die Abwehrkette hinweg mit seinem frühen Tor für das knappste aller Resultate. „Es war sicher kein spielerischer Glanz-Akt, aber wir haben das Spiel und die Zweikämpfe angenommen, uns reingebissen und so letztlich mit einem `dreckigen´ 1:0-Sieg unser Ziel, die drei Punkte im Ellenfeld zu behalten, realisieren können“, fasste Trainer Björn Klos die 90 Minuten der Partie zusammen. Primstal drehte im Rückspiel den Spieß um und fuhr mit einem hochverdienten 3:1-Sieg den ersten Saarlandliga-Sieg über die Borussia ein. „Wir hätten eigentlich schon zur Pause führen müssen“, meinte nach dem Spiel Alwin Arm, der Vorsitzende des VfL. Seine Mannschaft ging schon in der dritten Minute in Führung, als Tobias Scherer aus 13 Metern mit der Pike traf. Auf der Gegenseite spielte in der 12. Minute Kevin Saks Torhüter Simon Holz aus und markierte den Ausgleich. Primstal, keineswegs geschockt, erspielte sich einige sehr gute Torchancen, doch ging es mit dem 1:1 in die Pause. Nach dieser fand Borussia besser ins Spiel, doch prompt in dieser Phase erzielte Julian Scheid auf Zuspiel von Tim Roob das 2:1. Primstal war jetzt wieder spielbestimmend und in der Nachspielzeit machte Scheid mit dem 3:1 alles klar.
In der vergangenen Spielzeit hielt sich die Borussia dann wiederum schadlos, gewann beide Spiele gegen den VfL „zu null“. Der 3:0-Sieg im Hinspiel artete dabei zu einer regelrechten Gala-Vorstellung aus. Die Defensive der Gäste, die zuvor in der jungen Saison noch kein Gegentor kassiert hatten, wurde vor allem nach der Pause von einer erfrischend offensiven Borussen-Mannschaft, für die Jan Luca Rebmanns Führungstor nach 58 Minuten den Bann gebrochen hatte, von einer Verlegenheit in die andere gestürzt und durfte am Ende froh sein, nach weiteren Toren von Nyger Hunter (61.) und Vincenzo Accursio (78.) nicht höher verloren zu haben. Auch im Allerswald-Stadion durften die Borussen die Punkte „einsacken“ – Tim Cullmann hieß der Schütze des „goldenen Tores“, der VfL-Keeper Simon Holz nach 52 Minuten per Flachschuss bezwang und der Truppe von Trainer Andreas Caryot nach acht Spielen ungeschlagenen Spielen in Folge zum ersten Mal wieder das Gefühl einer Niederlage vermittelte. Culle hier, Culle da, Culle überall – es war kein Zufall, dass Borussias Urgestein für den Treffer verantwortlich zeichnete, war er doch bis dahin als emsiger Antreiber viel unterwegs und gab mit seinem gewohnt großen Kämpferherzen keinen Ball verloren! Der Treffer weckte Primstal auf, die Gastgeber verstärkten jetzt ihre Offensivbemühungen – doch ohne die richtige Durchschlagskraft, so dass die Borussen nach 90 Minuten und teilweise sintflutartigen Regengüssen durchnässt, aber glücklich in die Kabinen stapften. (-jf-)
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