„Wir haben uns eigentlich wieder selbst geschlagen!“

Reichlich Frust im Borussen-Lager nach dem 3:4 in Ballweiler / Drei Auswärtstore (Louis Cupelli, Tim Klein, Marco Dahler) reichen nicht zum Sieg / Christian Schübelin kritisiert teils „dilettantische Fehler“

Unser Bild: Enttäuschung über verpasste Punkte bei der DJK – darüber konnte auch das erste Pflichtspieltor Borussias Schützen zum 1:0, Louis Cupelli, nicht hinweg trösten. (Archivfoto: -jf-)

„Und täglich grüßt das Murmeltier.“ Der Titel des 1992 gedrehten Filmklassikers, in dem der Wetteransager Phil Connors in einer Zeitschleife festsitzt und immer wieder ein und denselben Tag erlebt, bis er als geläuterter Mann sein Leben fortsetzen kann, hat sich längst im Sprachgebrauch eingebürgert, wenn man eine monotone, unangenehme und sich ständig wiederholende Situation bezeichnen möchte. „Und täglich grüßt das Murmeltier“ beschreibt ganz gut die Gefühlslage von Christian Schübelin nach dem Spiel seiner Jungs am vergangenen Samstag in Ballweiler, und mit dieser Gefühlslage war der Borussen-Coach sicher nicht alleine.

„Wir haben uns eigentlich selbst geschlagen, und das zum wiederholten Male in dieser Saison“, fasste der Trainer, der sich derzeit ein bisschen vorkommt „wie in einem Albtraum, aus dem ich nicht wach werde“, das Spiel in einem Satz zusammen. Auffällig sind dabei die starken Schwankungen – nicht nur von Spiel zu Spiel, sondern auch während der 90 Minuten. „Wir spielen teilweise richtig guten Fußball, kombinieren gut und schießen schöne Tore, andererseits agieren wir zum Teil wie eine Schülermannschaft und machen dilettantische Fehler“, so Christian Schübelin. Beispiel: Der haarsträubende Rückpass vor dem 3:3, den sich der eingewechselte Elias Hoffmann recht einfach erlaufen konnte, um dann den freistehenden Pascal Gherram zu bedienen: Der wiederum musste, zumal Nico Purket ausgerutscht war, nur noch einschieben, wobei er sein 6. Saisontor noch mit einer Pirouette auf dem runden Leder garnierte. „Dabei wollten wir solche Räume hinter der Kette erst gar nicht anbieten. Und was passiert? Das genaue Gegenteil“, kritisierte der Borussen-Coach. Auch mit einer besseren Chancenverwertung wäre die Niederlage sicher vermeidbar gewesen: Jeweils kurz vor und nach dem Halbzeitpfiff des wie immer souverän agierenden Unparteiischen Frank Distler hätten Tim Klein und Safyedine El Khadem die Pausenführung von 2:1 erhöhen können: Zuerst scheiterte Borussias Nummer 9 bei einer Hereingabe von Nico Purket an Ballweilers Torwart Cedric Kiefer, der das Leder per Fußabwehr am Überschreiten der Torlinie hinderte (44.), dann nahm Borussias Nummer 11 ein Zuspiel von Dominik Cullmann geschickt mit der Brust an, um anschließend aus der Drehung  nur knapp am gegnerischen Tor vorbei zu zielen (48.).

Die Borussen – erstmals in der Farb-Kombination Gelb-Schwarz angetreten, weil die DJK die Farben schwarz-weiß okkupiert hatte – waren in einer ordentlichen ersten Halbzeit früh in Führung gegangen. Nach 6 Minuten legte Tim Cullmann nach Doppelpass mit Safydeine El Khadem von rechts in den Rücken der Abwehr auf Louis Cupelli ab, der seinen linken Fuß hinhielt und das Leder links oben im Netz versenkte – ein schön herausgespieltes Tor, der erste Liga-Treffer von Borussias Winter-Neuzugang aus Herrensohr! Doch die Freude darüber währte nur kurz, zu kurz! Denn nur eine Zeigerumdrehung später stand es plötzlich 1:1: Nach guter Kombination auf der rechten Seite über Cedric Hauch und Pascal Gherram stand in der Strafraummitte sträflich frei und hatte keine Mühe zu vollstrecken. Aber die Borussen hatten auch in der Folge die besseren Gelegenheiten: Bei Tim Kleins Freistoß musste Cedric Kiefer im DJK-Tor alle (Sprung)Kräfte aufbieten, um den Schuss aus der Gefahrenzone zu fausten (14.), Borussias Torjäger jagte eine Vorlage von Dominik Cullmann rechts am Tor vorbei (18.) und nach einer Balleroberung von Nico Christmann und anschließender Flanke rauschte Sayfedine El Khadem im Fünf-Meter-Raum um Haaresbreite am Ball vorbei (20.). So hatten sich die Borussen die erneute Führung redlich verdient – mit was für einem Treffer! Nach Zuspiel von Dylan Sodji fasste sich Tim Klein mit breiter Brust aus 30 Metern ein Herz und feuerte die Lederkugel über den etwas zu weit vor seinem Kasten postierten Cedric Kiefer genau ins obere Kreuzeck. „Borussia hat mehr vom Spiel. Durch zwei schöne Tore liegt man zur Pause verdient in Führung“, konnten die zuhause gebliebenen Borussen-Fans im Fupa-net-Live-Ticker von Axel Bastian nachlesen.

Dass Borussia es versäumt hatte, den Torvorsprung auszubauen (nicht das erste Mal in dieser Spielzeit!), sollte sich nach dem Seitenwechsel rächen. Ein langer Ball hinter die Abwehrkette landete bei dem dort lauernden Pascal Gherram, der den Ball aus abseitsverdächtiger Position über Maximilian Strack zum 2:2 ins Tor lupfte (52.). Jetzt ging es rauf und runter in der Werner-Sand-Arena, in einer sehr lebendigen und abwechslungsreichen Partie schaffte Borussia nach gut einer Stunde zum dritten Mal die Führung: Nach einer Ecke von Tim Cullmann konnte Cedric Kiefer das Leder nur abklatschen, der aufgerückte Marco Dahler schaltete am schnellstens und drosch den Abpraller eiskalt ins Netz (61.) – schon das 8. Saisontor des Borussen-Kapitäns, der damit erneut seine Offensivqualitäten unterstrich. Doch auch durch diesen Treffer waren die Gastgeber nicht kleinzukriegen, im Gegenteil: Wie schon in Halbzeit eins kamen sie (zu) schnell zum erneuten Ausgleich, wobei sie von einem Fauxpas Borussias profitierten (siehe oben). Damit nicht genug: Nach einem kurz ausgeführten Eckball traf Mirco Schwalbach aus halblinker Position das Spielgerät nahezu perfekt, das wie an einer Schnur gezogen im langen Toreck hinter Maximilian Strack vom Innenpfosten ins Netz flitzte.

In der Schlussphase war jetzt alles möglich, sowohl ein 5:3 als auch ein 4:4. Borussias beste Chance zum Ausgleich hatte Marco Dahler, der wieder nach einer Ecke von Tim Cullmann zum Kopfball kam, aber dabei so stark behindert wurde, dass er im Fallen den Ball nicht richtig kontrollieren konnte und am Tor vorbeiköpfte (80.). Aber auch die durch eine Zehn-Minuten-Strafe für den Doppeltorschützen Pascal Gherram personell dezimierten Gastgeber hatten eine gute Gelegenheit, den Sack endgültig zuzumachen, doch Maximilian Strack parierte gegen Cyril Mario Hamann reaktionsschnell (89.).

So mussten die Borussen, statt ihre gute Bilanz auf fremden Plätzen (28 Punkte) aufzupolieren, mit dem 3:4 die zweite Niederlage in Folge (die erste gegen Ballweiler!) hinnehmen und warten nun seit vier Pflichtspielen auf ein Erfolgserlebnis. Wie schon beim 2:2 auf dem Kieselhumes in Saarbrücken und dem 1:2 am Ostermontag gegen Eppelborn konnten dabei gleich mehrere Führungen nicht zum Sieg genutzt werden. „Das tut richtig weh, auch weil Aufwand und Ertrag, aber auch Anspruch und Wirklichkeit derzeit auseinanderklaffen. Wir drehen uns derzeit im Kreis“, gab Christian Schübelin unumwunden zu. Natürlich gehört auch fehlende Fortune dazu, „denn das, was in der Hinrunde für uns gelaufen ist, läuft jetzt gegen uns“, doch das will der Borussen-Trainer weder als Entschuldigung verstanden wissen noch in Selbstmitleid verfallen: „Das Gefühl des Sieges müssen wir uns ganz alleine selbst wieder erarbeiten!“

„Und täglich grüßt das Murmeltier.“ Der Filmklassiker aus dem Jahre 1993 ist eine Komödie. Doch zum Lachen war am Samstag in Ballweiler sicher keinem Borussen zumute. Eher konnte man sich wie im falschen Film fühlen. (-jf-)

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