Nullnummer an der Torwand

Weder Quierschieds Mirco Zavaglia noch Schalke-Manager Rouven Schröder konnten einnetzen / Premiere für die Saarlandliga im ZDF-Sportstudio gestern Abend

Es war schon nach Mitternacht, als Mirco Zavaglia in schwarzem Sweatshirt mit der Aufschrift „Spvgg Quierschied“ unter großem Beifall des Publikums die Bühne des ZDF-Sportstudios betrat. Der 27jährige Vollblutstürmer hatte die Ehre, gegen Studiogast Rouven Schröder anzutreten. Am Ende des Duells Amateur gegen Profi stand ein torloses Remis – beide Schützen waren aber nahe dran am Torerfolg. Schade, dass Moderator Jochen Breyer die Gelegenheit versäumte, dem Publikum den Quierschieder Goalgetter näher vorzustellen.

Begleitet wurde Mirco Zavaglia von einigen Anhängern aus Quierschied, deren schwarze Trikots mit dem „Ferraro“-Aufdruck gleich zu Beginn der Sendung ins Bild gerückt wurden, als sich die Türen des Studios für Schalkes Sportdirektor Rouven Schröder öffneten. Doch auf den historischen Moment in der Vereinsgeschichte, in der erstmals ein Spieler der Sportvereinigung und überhaupt der Saarlandliga im bundesweiten Rampenlicht stand, musste die Quierschieder Fan-Truppe bis zu vorgerückter Stunde warten. Als es so weit war, wurde zunächst das sehenswerte Tor im Ellenfeld eingespielt, mit dem der Italiener sich für das Shoot-Out mit Rouven Schröder qualifiziert hatte: Pass von Lars Brückner auf Luca Lambert, der flankt in den Strafraum, Mirco Zavaglia fährt die Hacke raus und bugsiert das Leder ins kurze Eck – eine Szene, die ihm in der ARD-Sportschau die Nominierung zum „Tor des Monats“ einbrachte. Aufgenommen und zur Verfügung gestellt hatte die Szene Heinz Petri, der schon seit Jahrzehnten mit professioneller Kamera die Spiele der Borussia im Neunkircher Ellenfeld und auf fremden Plätzen begleitet.

Dass Moderator Jochen Breyer es dabei unterließ, Rouven Schröders Kontrahenten aus der Saarlandliga näher zu präsentieren, war ein bisschen enttäuschend. Man mag dem routinierten Moderator, der seit 2013 als einer der Nachfolger von Wolf-Dieter Poschmann im Sportstudio sehr souverän agiert und bei Interviews im Umgang mit seinen Gästen stets eine große Flexibilität beweist, sicher keine Absicht unterstellen, aber die Zuschauer im Studio wie zuhause in den Wohnzimmern hätten sich ganz bestimmt dafür interessiert, wer der junge Herausforderer des Schalker Sportdirektors ist, wo er herkommt, bei welchem Verein und in welcher Liga er spielt, was er sich bei seinem sensationellen Tor gedacht oder anschließend empfunden hat. Interessante Fragen und auch Zahlen hätte es genug gegeben, denn Mirco Zavaglia ist einer, der weiß, wo das Tor steht, hat in Quierschied in 67 Spielen 18 Treffer erzielt und schon davor beim SV Bildstock mit 52 Einschlägen in 80 Partien seinen Torriecher nachhaltig unter Beweis gestellt. Zeit für ein kurzes Gespräch wäre vorhanden gewesen, denn der Beitrag über die Bundesliga-Partie zwischen Borussia Mönchengladbach und der TSG Hoffenheim konnte aus technischen Gründen nicht gezeigt werden – eigentlich eine Steilvorlage, auch einem Amateurclub wie der Sportvereinigung Quierschied, in der mit Herzblut unheimlich viel ehrenamtliche Arbeit geleistet wird, wenigstens eine klitzkleine Plattform – stellvertretend für viele kleine Vereine – zu bieten. So hatte man den Eindruck, dass der Gast aus Quierschied kurz und knapp abgefertigt wurde. Schade, Chance verpasst, Wertschätzung sieht anders aus, liebes ZDF!

Wie dem auch sei: An der Torwand taten sich dann beide Kandidaten schwer. Nach Rouven Schröders Versuchen konnte Quierschieds Stürmer jeweils die Chance, in Führung zu gehen und den Sieg perfekt zu machen, nicht nutzen. Drei unten, drei oben, aber keine Treffer. So schön jubeln wie im Ellenfeld (Foto oben / -jf-) konnte Mirco Zavaglia deshalb nicht. Dennoch hatte er sich den abschließenden Applaus verdient. „Die beiden sind wahrscheinlich die Kandidaten für die schwierigen Tore“, versuchte Jochen Breyer die Nullnummer an der Torwand zu erklären. Der ZDF-Mann könnte Recht haben: Mirco Zavaglia hätte es nochmal mit dem Hackentrick versuchen sollen – auf Flanke von Rouven Schröder … (-jf-)

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