In einer Ausgabe aus der Gründerzeit des „Kicker“ wird über ein Spiel zwischen der Borussia und dem FV Saarbrücken (Vorgänger des 1.FCS) berichtet – ein sporthistorisch spannendes Dokument
„Kicker-Sportmagazin“ – wer kennt sie nicht, Deutschlands größte Fachzeitschrift in Sachen Fußball. Bald sind es 103 Jahre her, dass die erste Ausgabe des von Walter Bensemann gegründeten „Kicker“ am 14. Juli 1920 erschien. 1968 wurde das Blatt nach Übernahme durch den Olympia-Verlag in Nürnberg mit dem „Sport-Magazin“ vereinigt. Noch älter ist der 1. FC Saarbrücken. Der saarländische Traditionsclub feierte vor etwa zwei Monaten am 18. April seinen 120. Geburtstag. Im Stadtteil Malstatt gegründet, spielten die Fußballer zunächst als Spvgg Malstatt im dortigen Turnverein TV 1876 (1903-1906), firmierten dann für zwei Jahre unter dem Namen FV Malstatt-Burbach, ehe sie ab 1909 bis in den 2. Weltkrieg hinein als FV Saarbrücken aufliefen. Erst am 25. November 1945 erhielt der Club seinen jetzigen Namen 1. FC Saarbrücken, mit dem die Borussia sowohl im Ellenfeld als auch im Ludwigspark manch spannende sportliche Begegnung ausfocht.
„Kicker“, FV Saarbrücken und die Borussia – in einer echten Rarität kommen die Drei jetzt zusammen. Aus den Gründerzeiten des „Kicker“ gibt es eine Ausgabe (Nr. 4 vom 25. Januar 1921) mit einem Bericht über ein Spiel zwischen der Mannschaft aus dem Ellenfeld und dem damaligen FV Saarbrücken. Mit 4:0 feierten die Borussen unter der Regie des österreichischen Nationalspielers Adolf Fischera einen deutlichen Sieg. Auf der Seite 122 des digital überlieferten Magazins heißt es:
„Die zahlreich erschienene Zuschauermenge nahm am Spielgeschehen regen Anteil, der sich allerdings, wie fast überall, nicht immer im sportlichen Verständnis zeigte. Herr Bartsch vom SVS übernahm das schwere Amt des Schiedsrichters. Borussia kommt nach Anstoß gut auf und zieht sofort Richtung gegnerisches Tor. Für die in voller Form befindliche Verteidigung des FV gibt es heiße Arbeit. In dauernder Überlegenheit bedroht der Borussensturm das Saarbrücker Tor, in dem Schwenk Erstaunliches leistet. In der 15. Minute schießt Regitz auf das Tor, Schwenk kann durch Zurückfausten retten, doch Fischera kann im scharfen Nachschuss das erste Tor für seine Farben einsenden. Mit 1:0 geht´s in die Halbzeit. Eckballverhältnis 3:0 für NK.
Nach Platzwechsel kommt auch der Fußballsturm auf, doch die flinke Borussenverteidigung macht alle Angriffe zunichte. Schon in der zweiten Minute kann Fischera durch einen Prachtschuss auf 25 Metern zum zweiten Mal erfolgreich sein. Verhängnisvolle Momente geben der Saarbrücker Verteidigung Gelegenheit, prachtvolle Zerstörungsarbeit zu zeigen. Siegling und Dreher sind unermüdlich, Zeimet, Kalkoffen und Flory in der Läuferreihe spielen aufopfernd. Ein überraschender Durchbruch bringt den Ball vor das Borussentor. Georg, der Rechtsaußen, schießt das Leder wohlgezielt – in die Arme des Tormanns. Im Kampf um den Ball verwirkt Siegling einen Elfmeter, der natürlich von Regitz unhaltbar verwandelt wird. Zehn Minuten vor Schluss erzielt Kaufmann durch hohen Flankenschuss das vierte siegbringende Tor.
Wer Zeuge dieses Treffens war, dürfte kaum über den Ausgang des Spiels im Zweifel gewesen sein. Borussia, die technisch überragende Mannschaft mit glänzendem Kombinations- und Schussvermögen, hat weit verdient gewonnen. Von der verjüngten sympathischen Fußballmannschaft war die Verteidigung der bessere Teil. Schwenk im Tor verdient höchste Anerkennung. Der aufgeweichte, schlüpfrige Boden beeinträchtigte das Spiel stark. Dem etwas reichlich massiven Spiel der Borussia musste die schwächere Fußballmannschaft nach hartnäckigem Kampfe unterliegen. Ein etwas energischeres Eingreifen des Schiedsrichters wäre am Platz gewesen. Bis auf einige übersehene Abseitsstellungen leitete Herr Bartsch einwandfrei. Eckballverhältnis 8:1.“
Borussia bedankt sich ganz herzlich bei Michael Hornung, Vorstandsmitglied und Medienbeauftragter des SV Preußen Merchweiler, für die Überlassung dieses interessanten Zeitdokuments, das nicht nur sporthistorisch bedeutsam ist, sondern auch einen Einblick in die damals übliche und heute eher befremdlich wirkende Sprache der Sportberichterstatter erlaubt! (-jf-)
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