Dejavu gegen Rot Weiß Hasborn

0:3 – Borussia vergeigt erneut den Restrundenauftakt / Christian Schübelin nach enttäuschender zweiter Halbzeit: „Wir haben uns selbst geschlagen!“ / Das alte Problem: Schwache Chancenverwertung in der Anfangsphase

Unser Bild: „Halb zog er ihn, halb sank er hin“ – mit diesen Worten aus Johann Wolfgang Goethes Ballade „Der Fischer“ lässt sich dieser (zu)packende Zweikampf zwischen Borussias Tim Klein (li.) und Hasborns Felix Backes bestens beschreiben! (Foto: -jf-)

Eigentlich wollten sie sie doch gerne widerlegen, die alte Theaterweisheit, nach der eine gelungene Generalprobe meist eine schlechte Premiere (und umgekehrt) bedeutet. Doch nach dem überzeugenden 6:0 im finalen Test gegen den SC Blieskastel verpatzten die Borussen den Auftakt der Restrunde und mussten gegen Rot Weiß Hasborn eine 0:3-Niederlage einstecken. Dabei bescherten sie den 350 Fans in der Ferraro-Sportarena auch noch ein Déjavù-Erlebnis: Denn schon vor Jahresfrist hatte es beim ersten Spiel nach der Winterpause gegen Hasborn ein derbes 1:5 gegeben.

Déjavù – laut Wikipedia wird damit eine Erinnerungstäuschung bezeichnet, bei der man glaubt, ein gegenwärtiges Ereignis früher schon einmal erlebt zu haben. Am gestrigen Samstagnachmittag wurde aus dieser Erinnerungstäuschung dann eine Enttäuschung. Da wollte nach den 90 Minuten auch Christian Schübelin kein Blatt vor den Mund nehmen: „Es ist eigentlich das erste Mal, dass ich sagen muss: Was wir in der zweiten Halbzeit gezeigt haben, ist absolut enttäuschend“, so der Borussen-Trainer, der um die bittere Erkenntnis nicht herumkam: „Was für Fehler! Wahnsinn, wie wir uns quasi selbst geschlagen haben. Da müssen wir uns an die eigene Nase fassen, bevor wir andere dafür verantwortlich machen.“ Was der Coach damit meinte: Dass der Saarländische Fußballverband einen seiner besten Schiedsrichter in die Ferraro-Sportarena geschickt hatte, war im Laufe des Spiels nicht zu sehen. Jan Dennemärker wirkte wenig souverän, unterbrach vor der Pause die Partie gleich mehrfach, um sich Zuschaueräußerungen zu notieren, und traf zudem manch höchst umstrittene Entscheidungen. Kurz: Der regionalligaerfahrene Unparteiische vom FV Schwarzenholz hatte sicher bei allem guten Willen nicht seinen besten Tag.

Dennoch wollte Christian Schübelin zurecht den Spielverlust nicht am Referee aufzuhängen. „In Halbzeit eins haben wir gut gespielt und den Ball laufen lassen, uns aber leider bei einigen Großchancen nicht belohnt, mit denen wir eigentlich hätten in Führung gehen können. Durch den ersten Angriff der Gäste sind wir dann wie aus dem Nichts ins Hintertreffen geraten, hätten aber auch hier noch vor der Pause den Ausgleich machen können. Nach dem Seitenwechsel war es sicherlich schwieriger, weil der Gegner hinten tiefer stand. Und dann haben wir mit zwei Fehlern Hasborn regelrecht eingeladen“, so die Analyse des Borussen-Trainers. Sein Kollege auf der anderen Seite war natürlich überglücklich, den 5:1-Coup aus dem Vorjahr an gleicher Stelle wiederholt zu haben, räumte aber ehrlich und fair ein, „dass wir dabei auch Glück hatten. Denn bei aller Freude über das 3:0 muss man die Chronologie des Spiels erstmal ein bisschen zurückdrehen. Die Borussia war in der ersten Halbzeit besser im Spiel, ging aggressiver zur Sache und hatte in der Anfangsphase zwei richtig gute Gelegenheiten. Da können wir uns nicht beschweren, wenn wir nach zehn Minuten 0:2 hinten liegen. Unser Führungstor hat uns mehr Sicherheit gegeben. In der Pause haben wir taktisch umgestellt, die Räume hinter der Kette geschlossen und besser ins Spiel gefunden. Aufgrund der zweiten Halbzeit, so glaube ich, haben wir hinten raus letztlich verdient gewonnen.“ Die drei Punkte wollte Heiko Wilhelm dabei nicht allein am Doppel-Torschützen Niclas Scholl festmachen: „Wir hatten heute eine starke Bank zur Verfügung und wussten, dass wir damit auf unterschiedliche Spielsituationen reagieren konnten“, so Hasborns Trainer.

Auch wenn´s aus Borussen-Sicht weh tut – die Entscheidung zugunsten Rot-Weiß: Niclas Scholl (li., Nr. 20) ist vor Michael Müller (Nr. 6) und Maximilian Strack am Ball, netzt zum 0:3 ein (oben) und freut sich anschließend wie ein Schneekönig im Frühling über seinen Doppelpack. Spürbarer Frust dagegen bei Michael Müller und Sayfedine El Khadem (unten). (Fotos: -jf-)

Trotzdem: Mit Scholls Einwechslung nach 64 Minuten (für Tim Rettenberger) bewies Heiko Wilhelm ein ausgesprochen glückliches Händchen. Denn schon vor seinen beiden Treffern hatte sich Hasborns Nummer 20 in zwei Szenen gefährlich in Szene gesetzt, ehe er nach knapp 70 Minuten mit dem 0:2 für eine Vorentscheidung sorgte. Profitiert hatte Niclas Scholl dabei allerdings von einem haarsträubenden Missverständnis im Aufbauspiel der Borussia aus der eigenen Defensive heraus: Johannes Gemmel war hellwach, spritzte in ein zu kurz geratenes Zuspiel von Michael Müller auf Tim Cullmann und legte für Scholl auf, bei dessen Abschluss das Leder auch noch von Marco Dahler unerreichbar für Maximilian Strack im Borussen-Tor abgefälscht wurde. „Spiel doch den einfachen Pass zu Marco“, stöhnte Christian Schübelin nach dieser Szene am Spielfeldrand regelrecht auf. Eine Fehlerkette der Borussen-Abwehr begünstigte dann das 0:3: Gleich mehrfach konnte der Ball per Kopf oder Fuß nicht aus der Gefahrenzone befördert werden, bis eine „Kerze“ von Christoph Stemmler auf krummem Weg Niclas Scholl vor die Füße kullerte, der blitzschnell vor Michael Müller und dem herausstürzenden Maximilian Strack am Ball war und, das Spielgerät ins Netz zirkelnd, den Borussen den endgültigen Knock-out versetzte.

Dabei hatten die Männer aus dem Ellenfeld so gut angefangen! Schon in der Startphase der Partie lag zweimal die Führung in der Luft. Zunächst nahm Tim Klein einen Diagonalpass von Tim Cullmann aus direkt und zielte nur denkbar knapp am linken Torpfosten vorbei (7.). Kaum drei Minuten später war Sayfedine El Khadem auf der linken Seite des rot-weißen Strafraums frei, zögerte mit dem Abschluss aber zu lange, so dass Jonas Merhej im Hasborner Tor in Zusammenarbeit mit einem Abwehrspieler zur Ecke klären konnte (10.). Die kalte Dusche für die Borussen folgte prompt: Eine weit gezogene Hereingabe beförderte Steffen Hoffmann von links in den Strafraum, wo Steffen Lenhardt das Leder zunächst an die Latte donnerte. Sichtlich unsortiert bekam Borussias Defensive die Situation nicht konsequent geklärt, was Johannes Gemmel zu einem Schuss aus dem Hinterhalt nutzte – der Ball sauste zwischen Freund und Feind und für Maximilian Strack erst ganz spät sichtbar hindurch und schlug links unten im Netz ein.

Hasborns Torwart Jonas Merhej stand in den ersten 45 Minuten oft im Mittelpunkt – wie hier bei einem wuchtigen Kopfball von Michael Müller (oben) und einem Scharfschuss von Tim Klein, der sich gegen Felix Backes und Laurenz Alt durchgesetzt hat. (unten). (Foto: -jf-)

Borussia zeigte sich nicht geschockt und wäre fast im Gegenzug schon zum Ausgleich gekommen, doch Tim Klein rutschte im Fünf-Meter-Raum um Haaresbreite an der von Christoph Stemmler flach und scharf hereingezogenen Flanke vorbei. Auch Michael Müller konnte eine gute Chance nicht nutzen. „Wir machen die Dinger nicht“, so der am Spielfeldrand bald verzweifelnde Christian Schübelin, der allerdings wenig später Nico Purket einen Extra-Beifall spendete: Borussias Nummer 5 hatte bei einem der immer gefährlichen Konter der Gäste zu einem Tackling angesetzt und Hasborns Torjäger Steffen Lenhardt im wirklich allerletzten Moment den Ball vom einschussbereiten linken Fuß weggespitzelt. Auf der anderen Seite wurde unmittelbar vor dem Pausenpfiff ein Scharfschuss von Tim Klein aus spitzem Winkel von einem Abwehrspieler der Rot-Weißen gerade noch so am Tor vorbei gelenkt.

Hatte Borussia vor dem Seitenwechsel ein deutliches Chancenplus, so änderte sich danach die Statik des Spiels. Die Gäste übernahmen zunehmend die Spielkontrolle, während die Borussen keinen echten Druck mehr zu entwickeln wussten. Klare Chancen waren jetzt, bis auf einen Distanzschuss von Dominik Cullmann knapp drüber, der den Anschlusstreffer zum 1:2 bedeutet hätte, Mangelware. Selbst das Ehrentor blieb Borussia verwehrt, als Hasborns aufmerksamer Keeper Jonas Merhej kurz vor Schluss bei einem Kopfball von Louis Cupelli auf der Torlinie per Fußabwehr zur Stelle war – ebenso symptomatisch für die Partie wie die drei Zeitstrafen binnen knapp zwanzig Minuten, in denen sich auch die Unzufriedenheit mit dem eigenen Spiel spiegelte. Die Borussen hatten sich in der Schlussphase selbst dezimiert. Gerade so, als ob sie das Fazit ihres Trainers vorwegnehmen wollten: „Wir haben uns heute selbst geschlagen.“

Gleichwohl wurden die Jungs aus dem Ellenfeld mit wohlwollendem Beispiel von ihren Fans verabschiedet. Die hatten zu Beginn des Spiels erneut mit einer tollen Choreo eigentlich die Stimmung bereitet für einen erfolgreiche Frühjahrspremiere. Doch am Ende hatte sie wieder Geltung beansprucht, die alte Bühnenweisheit, die die Borussen so gerne widerlegt hätten! (-jf-)

Statistik: Borussia – Rot Weiß Hasborn 0:3 (0:1)

Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun (ab 58. Dominik Cullmann), Tim Cullmann, Marco Dahler (C), Nico Purket (83. Louis Cupelli), Christoph Stemmler, Niklas Backes (ab 58. Dylan Sodji), Nico Christmann (ab 83. Ralph Smith), Sayfedine El Khadem, Michael Müller, Tim Klein. – Trainer: Christian Schübelin.

Tore: 0:1 (19.) Johannes, Gemmel, 0:2 (69.) Niclas Scholl, 0:3 (78.) Niclas Scholl. – Schiedsrichter: Jan Dennemärker (FV Schwarzenholz). – Zuschauer: 350. – Gelbe Karten Borussia: Christoph Stemmler (68.), Dominik Cullmann (76.). – Zeitstrafen Borussia: Nico Purket (71.), Nico Christmann (72.), Dominik Cullmann (89.).

Unsere Bilder zeigen Eindrücke vom Restrunden-Auftakt der Borussia gegen Rot-Weiß Hasborn. (Fotos: -jf-)

10 Kommentare

    • … und ich dachte,das ich der einzige Borussen Fan bin der diesen Verein aus der Landeshauptstadt mittlerweile nicht auch noch lieb hat …

      • Glücklicherweise bist du nicht der einzige, aber die Tatsache, dass aus dem großen Feindbild der beste Freund für einige geworden ist, stellt nur eine von vielen erschreckenden und traurigen Entwicklungen der letzten zwei bis drei Jahrzehnte dar.
        Dass zudem ein Dr.Bauer (Mr.Erfolgsverhinderer) weiterhin gehuldigt wird, ist einfach nur peinlich und zeigt die Hilflosigkeit der jetzigen Protagonisten.
        Ich hätte Ihn längst als „persona non grata“ erklärt, aber sei es drum.
        Mir ist in der Republik kein Verein bekannt, der seinen Fall ins Bodenlose so charmant verkauft hat wie die Borussia!
        Hut ab dafür!!!

  1. Sorry aber so nicht !
    Jetzt hatte ich endlich Schwiegervater und Schwager wieder soweit, das Sie mit zur Borussia gehen und dann so eine schlechte Leistung !
    Die beiden wollten eigentlich sofort wieder nach Hause fahren, als Sie bemerkten,das nicht wie angekündigt im Ellenfeld sondern auf dem Nebenplatz gespielt wird ,Sie blieben schauten sich das schlechte Spiel an und verarschten mich den restlichen Samstag !

    Danke Borussia

    • Leider hast Du mit allem was Du schreibst recht !
      Die Landeshaupstädter sind mein Feindbild Nr.1 ,was dieser Verein in den letzten 60 Jahren alles “ angestellt “ hat,ist für mich unverzeihlich !

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