Unser Bild: Als sicherer Elfmeterschütze erwies sich Marco Dahler auch in Merchweiler und markierte nach 16 Minuten das frühe 0:1, Preußen-Torwart Pascal Haus ahnte zwar die Ecke, kann den platzierten Schuss aber nicht abwehren. (Foto: -jf-)
12 Siege und 37 Punkte auf fremden Plätzen, Platz 3 in der Auswärtstabelle – mit dem 4:2-Erfolg im letzten Gastspiel der Saison gestern bei Preußen Merchweiler konnten die Borussen ihre imponierende Serie in gegnerischen Stadien weiter ausbauen. „Wir tun uns auswärts offensichtlich viel leichter. Da fragt man sich natürlich, was möglich gewesen wäre, wenn wir so auch zuhause aufgetreten wären“, antwortete Christian Schübelin auf die Frage, ob seine Mannschaft in Zukunft vielleicht besser nur noch auf des Gegners Platz antreten solle. Doch Borussias Coach machte gleich anschließend schon mal eine Kampfansage: „In der neuen Saison wollen wir aber auch wieder im Ellenfeld zu einer Heimmacht werden.“ Beide Halbzeiten konnten die Borussen auf dem Haldy mit 2:1 für sich entscheiden: Kapitän Marco Dahler, Louis Cupelli sowie Torjäger Tim Klein mit seinen Saisontreffern 16 und 17 steuerten die Tore zum sicherlich verdienten Sieg bei.
Wiedergutmachung für das 3:4 gegen Schwalbach am vergangenen Sonntag wollten sie leisten, die Borussen. Und dieses Bemühen war ihnen von der ersten Minute an anzumerken. Intensive Arbeit gegen den Ball war angesagt: Das frühe und aggressive Anlaufen, unterstützt durch lautstarke Anfeuerung von der Borussen-Bank, ließ kaum ein strukturiertes Aufbauspiel der Preußen aus Merchweiler zu. Daraus ergaben sich immer wieder Gelegenheiten, die erste hatte Michael Müller, der nach Vorlage von Dominik Cullmann aus halbrechter Position links am Tor vorbeizielte (9.) Auf der Gegenseite verzeichneten die Gastgeber eine erste Torannäherung, doch auch der Schuss von Lucas Pirron verfehlte das Tor knapp und kurz darauf musste Tim Cullmann bei einem Pirron-Kopfball vor der Linie klären. Eine gute Viertelstunde war vorbei, als der wie immer unbekümmert aufspielende und nur schwer vom Ball zu trennende Dominik Cullmann auf der linken Seite in den Preußen-Strafraum eindrang und von Felix Keßler nur noch regelwidrig vom Ball zu trennen war. So hatte es jedenfalls Schiedsrichter Torben Huss bewertet, der keine Sekunde mit dem Elfmeterpfiff zögerte. Wie gewohnt nahm sich Marco Dahler der Sache an, wie gewohnt verwandelte der Borussen-Kapitän sicher – Torwart Pascal Haus, der zum Abschied noch einmal einen letzten Einsatz im Preußen-Trikot erhalten hatte, ahnte zwar die Ecke, war aber gegen den harten und platzierten Ball machtlos (16.). Tim Klein hätte dann sogar auf 0:2 stellen können: Nach Balleroberung im Preußen-Strafraum schlenzte Borussias Nummer 9 das Leder aber über das Kreuzeck (25.). Nach gut einer halben Stunde versäumten es die Borussen, in der eigenen Hälfte für klare Verhältnisse zu sorgen – mit Folgen: Nach einem Pressschlag fiel der Ball vor die Füße von Lucas Pirron, der rechts unten ins Tor zum Ausgleich einnetzte. Aber Borussia fand noch vor der Pause eine Antwort: Ein weiter Schlag von Tim Braun landete bei Dominik Cullmann, dessen flache Hereingabe fand Tim Klein, der noch an Pascal Haus scheiterte – doch Louis Cupelli schnappte sich gedankenschnell das Leder und schloss im Nachsetzen eiskalt zur verdienten 2:1-Pausenführung ab, eine Energieleistung des Kraftpakets, der sich mit diesem Treffer für enorme Laufarbeit zurecht belohnte.
Das 1:2 vor der Pause in drei Schritten: Tim Kleins (Nr. 9) Flachschuss kann Pascal Haus (re.) noch parieren (oben), muss aber Louis Cupellis Nachschuss (Mitte) passieren lassen. Der Borussen-Stürmer schreit anschließend die Freude über seinen vierten Saisontreffer heraus (unten). (Fotos: -jf-)
Die Preußen fanden auch nach Wiederanpfiff nicht so richtig ins Spiel. Björn Klos gingen die zahlreichen Abspielfehler im Aufbauspiel ziemlich „auf den Sack“: „Wie viele Ballverluste wollen wir denn noch produzieren? Ihr seid gerade dabei, einen Rekord aufzustellen“, moserte Merchweilers Trainer und forderte seine Schützlinge am Spielfeldrand lautstark auf, „endlich mal den klaren Ball zu spielen. Soll das denn jetzt s weiter gehen?“ Ein solcher Ballverlust hatte kurz vorher zum 1:3 geführt: Nico Christmann hatte dem Gegner das Leder geklaut, Tim Klein bedient, der trocken und humorlos, mittig an der Strafraumgrenze stehend, „einlochen“ konnte (55.) – ein Treffer, den Preußen-Trainer Björn Klos in seiner Bewertung fast als „Eigentor“ bezeichnete! Doch damit nicht genug: Tim Klein verwandelte nur vier Minuten später einen vom eingewechselten Lucas Becker an ihm selbst verwirkten Freistoß aus 18 Metern zum 1:4 – nicht der erste Freistoß, den Borussias Mittelstürmer in dieser Saison versenkte! Mit diesem Doppelschlag schien den Preußen der Zahn gezogen.
Unterwegs in Netz ist der Ball an Preußen-Torwart Kevin Collofong vorbei nach Tim Kleins Freistoß (oben) – der Torschütze nimmt anschließend gerne die Gratulation von Tim Braun entgegen (unten). (Fotos: -jf-)
Björn Klos schwante jetzt Übles: „Wollt Ihr Euch hier im letzten Heimspiel abschießen lassen?“, rüttelte er seine Schützlinge auf. Die hatten ihn offensichtlich erhört und kamen nach 73 Minuten zum Anschlusstreffer. Doch dazu benötigten die Preußen eine „Einladung“ der Borussen-Defensive, die ihrerseits in einer eigentlich ungefährlichen Situation auf der rechten Abwehrseite den Ball vertändelte – das Leder landete nach Ping und Pong schließlich bei Sascha Bamberg, der aus etwa 12 Metern einen „Kullerball“ links unten zum 2:4 verwertete. „Dieses Krümeltor hat mir dann doch schon ein bisschen gestunken. Da wollen wir wieder alles spielerisch lösen anstatt einfach die Linie runterzuspielen und die Sache sicher zu machen“, kommentierte Christian Schübelin den zweiten Gegentreffer.
Doch echten Druck und zwingende Torchancen für die Gastgeber gab es anschließend so gut wie nicht mehr. Im Gegenteil: Bei geschickterem Ausspielen der Konter hätte Borussia das Resultat in der Schlussviertelstunde noch erhöhen können. Zunächst musste sich der eingewechselte Kevin Collofong im Preußen-Tor mächtig strecken, um die Bogenlampe von Dominik Cullmann mit einer Hand über die Latte zu wischen (74.), dann scheiterte Niklas Backes bei einem Vorstoß über links aus spitzem Winkel per Flachschuss am aufmerksamen Preußen-Torwart (82.). Da Borussias Abwehr um den umsichtigen Marco Dahler nichts mehr anbrennen ließ, blieb es letztlich beim 2:4, das auch die Spielanteile und Torgelegenheiten ganz gut widerspiegelt und Christian Schübelin unter dem Strich zufrieden stellen konnte: „Wir haben gute Ballgewinne gehabt. Das frühe Anlaufen hatten wir zuletzt auch in den Trainingsfokus gerückt. Wenn wir mit offenem Visier spielen statt abzuwarten, sehen wir besser aus. Vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb wir auswärts besser zurecht kommen, befreiter aufspielen. Aber das ist eine Momentaufnahme, ist reine Kopfsache, denn grundsätzlich können wir zuhause genauso gut spielen.“ Ein weiterer positiver Aspekt: „Alle Jungs, die zur Verfügung standen, haben gespielt und ihren Beitrag zu den drei Punkten geleistet.“
Schon vor dem Spiel guter Dinge und während der 90 Minuten mit viel Anfeuerung dabei: Borussias Bank mit (v.l. Kamil Czeremurzynski, Nico Purket, Christoph Stemmler, Dylan Sodji, Dominik Jost, Niklas Backes, Noureddine El Khadem, Simon Schreibeisen, Sebastian Cullmann und Ralph Smith. (Foto: -jf-)
Weniger zufrieden war bei diesem Resultat natürlich Björn Klos: „Unsere treuen Fans hätten einen schöneren Saisonausklang verdient gehabt. Wir haben den Gegner zu den Toren regelrecht eingeladen. Ich hatte den Eindruck, dass die Jungs alles, was wir im Training gemacht haben, vergessen hatten. Auf jeden Fall war das, was wir heute auf den Platz gebracht haben, so ziemlich das Gegenteil von dem, was uns beim 5:1 vor Wochenfrist in Hasborn ausgezeichnet hat“, so das Fazit des sichtlich enttäuschten Preußen-Trainers. Das Angebot von Borussias Kamera-Mann Heinz Petri, die Video-Aufzeichnung des Spiels zu erhalten, lehnte Björn Klos dann auch dankend ab: „Das muss ich mir nicht nochmal anschauen.“ Dennoch: Die Preußen aus Merchweiler dürfen erhobenen Hauptes aus der Saison gehen. Mit der Aufstiegsmannschaft schon zwei Runden vor Schluss die Klasse behauptet zu haben, ist mehr als man vor der Saison auf dem Haldy erwarten durfte! Insofern endete das faire Duell der Namensvetter aus Merchweiler und Neunkirchen für beide Seiten erfolgreich. (-jf-)
Statistik: Preußen Merchweiler – Borussia 2:4 (1:2)
Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun (ab 75. Kamil Czeremurzynski), Tim Cullmann, Marco Dahler (C), Nico Christmann (ab 63. Niklas Backes), Dominik Cullmann (ab 75. Noureddine El Khadem), Sayfedine El Khadem (ab 68. Dominik Jost), Michael Müller, Alexander Velikov, Louis Cupelli (ab 63. Dylan Sodji), Tim Klein. – Trainer: Christian Schübelin.
Tore: 0:1 (16.) Marco Dahler (Foulelfmeter), 1:1 (31.) Lucas Pirron, 1:2 (40.) Louis Cupelli, 1:3 (55.) Tim Klein, 1:4 (59.) Tim Klein, 2:4 (73.) Sascha Bamberg. – Schiedsrichter: Torben Huss (FC Beckingen). – Zuschauer: 300. – Gelbe Karten Borussia: Louis Cupelli (21.), Michael Müller (79.).
Unsere Bilder zeigen Eindrücke vom Spiel der Borussia auf dem Haldy in Merchweiler. (Fotos: -jf-)