
Borussia steht im erlauchten Kreis der Halbfinalisten des Sparkassenpokals Saar! Dank der Tore von Tim Klein in der Anfangs- und Sebastian Cullmann in der Schlussphase gelang ein nicht unbedingt erwartetes 2:0 über Saarlandliga-Spitzenreiter Wiesbach – der erste Pflichtspiel-Sieg über die Hertha seit nahezu zehn Jahren und eine geglückte Revanche für die beiden bitteren Heimniederlagen im letzten Jahr, als Wiesbach beim 8:0 und 3:0 gleich elf Treffer im Ellenfeld erzielt hatte. Die Hertha hat erstmals wieder seit 15 Spielen erfahren müssen, wie sich eine Niederlage anfühlt. Wer wissen will, wann die Mannschaft von Michael Petry zuletzt ohne eigenen Treffer blieb, muss ebenfalls lange zurückschauen: Am 28. September 2024 stand in Wiesbach beim 0:0 gegen Quierschied letztmals die Null vorne! Was sagen die Trainer zum Pokalspektakel gestern Abend? Was sagt einer, der mit herausragender Leistung und einer Torvorbereitung zum Erfolg maßgeblich beigetragen hat? Nick Kassner ist auf Stimmenfang gegangen.
Jörg Backes war während der 90 und ein paar mehr Minuten sichtlich angespannter als sonst. „Normalerweise bin ich ja die Ruhe in Person und war auch heute auf dem Weg nach oben zum Kunstrasen noch tiefenentspannt. Aber sobald der Anpfiff ertönte, kam die totale Anspannung. Aber ich war trotzdem guter Dinge“, beschreibt Borussias Coach seine Gemütslage zu Beginn. Dass die Borussia gegen seinen alten Verein eine so starke Leistung ablieferte und den „FC Bayern der Saarlandliga“ schlagen konnte, war für Jörg Backes gar nicht mal so verwunderlich: „In den letzten Spielen auf dem Kunstrasen in der Vorbereitung und auch Achtelfinale gegen Eppelborn und im Ligaspiel gegen Jägersburg haben die Jungs eine ganz andere Mentalität auf den Platz gebracht. Hinzu kommt, dass die Mannschaft durch die beiden letzten Niederlagen gegen Wiesbach im Ellenfeld und ein paar Nadelstiche, zum Beispiel den Jubel des Gegners ausgerechnet vor unserer Kurve, doch angestachelt und besonders motiviert war. Da brauchten wir in unserer Ansprache vor dem Spiel heute gar nicht mehr viel sagen.“ Jörg Backes ist davon überzeugt, „dass wir mit der heute gezeigten Einstellung, dieser geschlossenen Mannschaftsleistung und dem ausgesprochen guten Teamspirit hier oben auf dem Kunstrasen jeden Gegner schlagen können.“ Auch wenn er keinen Spieler herausheben wollte, so gab es trotzdem ein Sonderlob für den Vorbereiter des frühen 1:0, Sayfedine El Khadem: „Er gibt in jedem Training alles, reibt sich in Zweikämpfen auf, hat auch schon in Ballweiler sehr gut performt und ein Tor erzielt. Deshalb hatte er sich den Platz in der Startformation redlich verdient. Man sieht, dass ein Herz einfach an Borussia hängt!“

Taktgeber beim Feier-Szenario: Sayfedine El Khadem dirigiert auch hier das weiße Borussen-Ballett! (Foto: Helena Brill)
Der so Gelobte freute sich natürlich über die Komplimente. „Wir sind überglücklich, jetzt im Halbfinale zu stehen, haben alles rausgehauen und das, was die Trainer uns vorgegeben haben, auf dem Platz umgesetzt“, bilanziert Sayfedine El Khadem, der zugibt, „dass das Kribbeln vor einem solchen Spiel schon einen Tag vorher angefangen hat. Man schläft nicht mehr so gut und bereitet sich auch mental bestmöglich auf dieses wichtige Spiel vor, zumal man weiß, dass von dieser Partie einiges für den Verein abhängt. So sind wir auch hochmotiviert und professionell an die Sache herangegangen.“ Die Gründe für seine zuletzt sehr starken Vorstellungen sieht Borussias Nummer 11 vor allem darin, „dass ich mich bei Borussia extrem wohlfühle, in der Winterpause viel gearbeitet und dann auch das Vertrauen der Trainer bekommen habe, das ich mit Toren und guter Performance zurückzahlen möchte. Auch das Zusammenarbeiten mit der Mannschaft macht ungeheuer viel Spaß. Ich bin stolz, dass ich für die Borussia spielen und jede Woche meine Leistung bringen kann.“ Sayfedine El Khadem machte kein Hehl daraus, dass in der Kabine und im Teamtrakt der Borussen Hochstimmung herrsche: „Wir genießen jetzt einfach den Moment. Denn, wie die Trainer uns sagen, kommen solche Momente im aktiven Bereich nicht so oft.“ Was die Restrunde in der Liga angehe, so Sayfedine El Khadem, schaue man von Spiel zu Spiel. Auf jeden Fall wolle man als Mannschaft mit den Fans noch näher zusammenrücken. Sein persönliches Ziel: „Tore schießen so gut, wie es geht, und als Vorbild vorangehen!“ Gibt es ein Wunschlos für das Pokalhalbfinale? Da ist Borussias offensiver Mittelfeldspieler gespalten: „Homburg oder Saarbrücken wäre schon geil. Andererseits über Limbach ins Finale einziehen? Auch das wäre klasse. Mal abwarten!“

Sichtlich erleichtert: Jan Berger ballt die Freudenfaust nach dem Einzug ins Halbfinale. „Hier können wir eigentlich nur gewinnen!“ (Foto: Helena Brill)
Dieser Einschätzung seiner Nummer 11 stimmt auch Jan Berger zu. „Saarbrücken oder Homburg würden sicherlich ein paar tausend Zuschauer ins Stadion bringen. Gegen den Ligakonkurrenten Limbach die Chance auf den großen Coup, sprich Finaleinzug, zu haben – das ist natürlich auch eine reizvolle Option. Aber im Halbfinale können wir eigentlich nur gewinnen. Deshalb ganz ehrlich: Ich nehme alles, wie es kommt!“ Borussias Coach müsste lügen, wenn der Sieg gegen Wiesbach nicht etwas ganz Besonderes für ihn darstellt: „Schließlich ist die Hertha der Verein, von dem ich ins Ellenfeld gekommen bin. Ich trainiere dort auch noch nach wie vor die Minis, habe also einen direkten Bezug dorthin“, so Jan Berger, der schon gleich nach dem Spiel in Ballweiler den Fokus total auf das Pokalspiel gerichtet hatte, während der 90 Minuten sehr aktiv gecoacht hat und deshalb auch zugab: Ich bin total glücklich, aber auch sehr, sehr müde.“ Wie hat er sein Team eingestellt? „Da braucht man nur nochmal auf die beiden letzten Spiele gegen Wiesbach zurückblicken: 0:8 und 0:3 – immer nach dem gleichen Muster. Das haben wir klar in der Kabine angesprochen, haben uns einen Plan zurechtgelegt, wie wir das unterbinden wollen. Es ist uns gelungen, uns auf die langen Bälle und die schnellen Stürmer des Gegners mit viel Kompaktheit einzustellen, wir haben kaum etwas zugelassen“, erläutert der Coach, dessen Ziel es war, „im eigenen Ballbesitz schnell über die Flügel zu kommen. Das ist zum Beispiel beim 1:0 gut aufgegangen, als Sayfedine El Khadem viel Platz hat und zum zweiten Pfosten auf Tim Klein ablegt, der dann das Tor macht.“ Mit Safyedine El Khadem habe man, so Jan Berger weiter, auch bewusst von Beginn an ein „Mentalitätsmonster“ auf den Platz gestellt und im zweiten Step mit Dominik und Sebastian Cullmann nochmal neue Impulse in Sachen Tempo und Schnelligkeit zu setzen. „Überragend, was die Jungs heute abgeliefert haben. Sie haben zusammen mit unseren grandiosen Fans eine Einheit gebildet und gezeigt, was man mit einer solchen Einheit erreichen kann“, war der Trainer von seinen Schützlingen insgesamt restlos begeistert.
Dafür, dass diese zuletzt auf dem Kunstrasen deutlich besser performt haben als im Stadion, hat Borussias Coach eine ebenso einfache wie nachvollziehbare Erklärung: „Das Stadion ist für uns in den Wintermonaten gar nicht zugänglich. Wir trainieren drei, vier Mal die Woche auf dem Kunstrasen, der etwa 15 Meter kürzer und 10 Meter weniger breit ist. Das bedeutet ganz andere Abstände.“ Ab dem nächsten Monat könnten jedoch wieder Trainingseinheiten ins Stadion verlagert werden. „Es ist für mich total deprimierend, wenn man bei uns von einer Stadionschwäche redet, wobei ein solches Stadion eigentlich unsere Macht und unsere Stärke sein sollte. Da müssen wir ansetzen und eine Lösung finden!“

Einfach den Moment genießen – das hatten sich die Borussen auch in der Kabine nach den 90 Minuten gegen Wiesbach redlich verdient! „Morgen haben die Jungs frei und sollen entspannen, aber ab Freitag volle Fokussierung auf den nächsten Liga-Gegner Palatia Limbach am Sonntag“, hat Jan Berger das Motto der nächsten Tage vorgegeben. (Foto: Helena Brill)
Wiesbachs Trainer Michael Petry räumte ein, „aufgrund von Verletzungen und Erkrankungen mit dem letzten Aufgebot“ angetreten zu sein. Ein Ausfall habe ihn besonders geschmerzt: „Mit Sören Maas hat uns vorne ein ganz wichtiger Mann gefehlt, der sicher aufgrund seiner Größe und seiner Dynamik die Wucht gehabt hätte, gegen die Türme in Borussias Abwehr etwas auszurichten. Am Ende des Tages haben wir spielerisch nicht viel hingekriegt, hatten zu wenig Durchschlagskraft. Borussia hat ein paar Situationen mehr gehabt, hat auch zum richtigen Zeitpunkt das 1:0 gemacht. Sie haben sich in jeden Zweikampf reingehauen, die Räume geschickt eng gemacht und am Ende des Tages des Tages nicht unverdient gewonnen“, gestand der Hertha-Coach freimütig ein. Wiesbach könne sich jetzt ganz auf die Liga konzentrieren, darauf habe immer der Fokus gelegen: „Wir haben zur Zeit einen komfortablen Vorsprung von sieben Punkten, aber es sind ja noch 30 Zähler zu vergeben und uns wird keiner was schenken“, glaubt Michael Petry nicht an einen Selbstläufer auf dem Weg zu Titel und Aufstieg. (-jf-)
Ich mach’s kurz:
Bin total stolz auf die Truppe!!!
Für mich einer der schönsten (Fussball)Abende seit langem!