„Wir spielen, als habe man uns den Stecker gezogen!“

Unser Bild: Blicke, die Bände sprechen – Borussen-Coach Jan Berger übt mit deutlichen Worten Kritik an den zuletzt schwachen Leistungen seiner Mannschaft und drei Niederlagen in Serie. (Foto: -jf-)

„Drei Spiele hintereinander verloren – was ist nur los in der Truppe? Nach den Siegen gegen Wiesbach und in Limbach müssten sie doch eigentlich vor Selbstvertrauen strotzen. Ich glaube, es muss einmal kräftig auf den Zisch gehauen werden. Denn sonst verspielt man den mühsam aufgebauten Kredit bei den Anhängern. Mit diesem Gewurschtel darf es nicht weitergehen.“ Der Kommentar von Leser R. Müller auf der Borussen-Homepage bringt nach dem 0:2 in Brebach die derzeitige Stimmung derer, die es mit Borussia halten, auf den Punkt. Frust und Enttäuschung beherrschen die Gemütslage, wobei man dem Begriff „Enttäuschung“ gelegentlich ja auch was Positives abgewinnen kann, bedeutet er doch eigentlich nur die Enttarnung einer Täuschung. Sollte man sich im Leistungsvermögen der Schützlinge von Jan Berger und Jörg Backes wirklich so gründlich getäuscht haben?

Das glaubt das Trainerteam zwar nicht, ist aber dennoch alles andere als einverstanden damit, was die Jungs derzeit auf dem Platz abliefern. „Seit dem Pokalspiel gegen Wiesbach spielen wir, als habe man uns den Stecker gezogen. Es schwirrt offensichtlich nur noch das Pokalhalbfinale und das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach in den Köpfen herum. Über diese Kür wird dann die Pflicht, die da heißt: Saarlandliga, völlig vergessen, das kann und darf nicht sein“, echauffiert sich Jan Berger. Der Borussen-Trainer hatte sich bislang stets schützend „wie eine Löwenmama“ vor seine Jungs gestellt. Doch damit ist jetzt Schluss: „Das Gerede, es sei doch schließlich egal, ob wir am Ende auf Platz 4 oder 7 in der Tabelle landen, kann und will ich nicht mehr hören! Ich erwarte von der Mannschaft, dass sie in jedem Spiel auf den Platz geht und gewinnen will. Das gehört für mich zum Ethos jeden Fußballers, jeden Sportlers“, fordert Jan Berger, der auch befürchtet, „dass wir durch diese Larifari-Spielerei aus dem Rhythmus kommen, vielleicht sogar schon gekommen sind und dann, wenn es darauf ankommt, den Hebel nicht mehr umlegen können. So können und dürfen wir uns als Borussia Neunkirchen nicht präsentieren.“

Woran es zuletzt in Hasborn und Brebach gelegen hat? „Der Spielaufbau von der Kette bis ins Mittelfeld war durchaus ordentlich, aber das Spiel vom Mittelfeld ins letzte Drittel der gegnerischen Hälfte eine Katastrophe“, findet Jan Berger deutlich Worte zur Ideenlosigkeit und fehlenden Inspiration im Spiel nach vorne. Der Trainer bemängelt, „dass keiner dahin geht, wo es wehtut. Da ziehen wir uns dann komplett zurück. Das geht nicht. Schließlich kannst du ein Spiel nur gewinnen, wenn du auch Tore schießt!“ Die zeitweise angespannte Personallage will Jan Berger dabei nicht als Entschuldigung gelten lassen: „In Brebach waren wir durchaus gut aufgestellt!“ Der Fokus müsse nun wieder neu justiert werden, die Mentalität auf dem Platz wieder stimmen, um die Kurve wieder zu kriegen. „Pokal und Gladbach-Spiel dürfen keine Alibis sein“, so Jan Berger, der im internen Kreis deutliche Worte anschlug und auf Auftritte wie in den letzten Spielen definitiv ebenso wenig Lust hat wie auf (sicherlich berechtigte) Kommentare eingefleischter Borussen, die laut fupa-Liveticker in Brebach in fast schon sarkastischer Weise nicht mit Kritik sparten: „Das Beste am Spiel ist die Lyoner!“

Drei Niederlagen hintereinander – das hat es für die Borussen lange nicht mehr gegeben. In der Statistik muss man bis in den April 2019 zurückblicken, wo die Borussen im Rahmen einer reichlich desaströsen Rückrunde ganz offensichtlich eine erhebliche Frühjahrsmüdigkeit gepackt hatte: Zwischen dem 6. April und dem 4. Mai holten die Borussen in 6 Spielen (inklusive des 0:6 im Pokalspiel gegen die SV Elversberg) nur einen einzigen Punkt, verloren auch hier dreimal in Serie (im Ellenfeld 2:4 gegen den Aufsteiger und späteren Absteiger SG Rehlingen-Fremersdorf und 1:2 gegen den SC Halberg-Brebach sowie 1:3 beim VfL Primstal).

„Die Pokalspiele gegen Eppelborn und Wiesbach waren bockstark. Aber das war´s dann auch. Im Hinblick auf Limbach, die ja zum Glück auch nicht gerade die Sterne vom Himmel spielen, sollten jetzt die Alarmglocken läuten. Es muss jeder Stein umgedreht werden“, sorgt sich der „kritische Beobachter“ in einem Internet-Kommentar. Und was die Stadionproblematik angeht, hat wieder R. Müller einen (sicher nicht ganz ernst gemeinten) Ratschlag parat: „Vielleicht könnte man mal auf dem Rasen im Ellenfeld ein Wochenend-Zeltlager durchführen – als Maßnahme, um Angst und Furcht, die anscheinend in der Truppe wirken, aus dem Mythos Ellenfeld zu vertreiben.“ Der Anhänger der Borussia schließt seinen Beitrag mit einem unzweideutigen Appell: „Ordnet euch, kommt schnell in die Spur zurück! Auf geht´s, reißt Euch am Riemen, go Borussia!“ Dem ist nichts hinzufügen. (-jf-)

Statistik: SC Halberg-Brebach – Borussia 2:0 (1:0)

Borussia: Dominik Jost –Mujittin Erdem Bastürk, Tim Braun, Tim Cullmann, Marco Dahler (C), Lukas Hoffmann, Nico Purket (ab 60. Niklas Backes), Christoph Stemmler, Sayfedine El Khadem, Lennart Niederländer (ab 79. Dominik Cullmann), Tim Klein (ab 68. Yannis Flausse). – Trainer: Jan Berger, Jörg Backes.

Tore: 1:0 (39.) Kevin Saks, 2:0 (73.) Kevin Saks. – Schiedsrichter: Nicola Sprunck (FV Oberbexbach). – Zuschauer: 150. – Gelbe Karte Borussia: Mujittin Erdem Bastürk (88.).   

2 Kommentare

  1. Jo Frisch, Danke für das zitieren meiner Bemerkungen in deinem Bericht!

    Noch eine wichtige Anmerkung:
    Borussia hat keine torgefährliche Stürmer …
    Das ist auch ein Hauptgrund für die „Schwäche“.
    „Tore sind die Würze im Spiel“ und das ist unser großes Manko.
    Die besten Stürmer dieser Liga erzielen 18 bis 22 Treffer!
    Unser bester Stürmer. S. Schreibweisen, rangiert auf Position 48 mit gerade einmal 6 Toren.

    Das muss unser Sportvorstand/Trainergespann unbedingt für die neue Saison 2-3 neue Stürmer = „Knipser“ verpflichten!!
    Da kann man sich auch in den Verbandsligen umschauen!

    Auf jeden Fall haben wir zurzeit keine durchschlagskräftige, torhungrige und erfolgreiche Stürmer.

    Das ist das großes Problem innerhalb der
    Mannschafts-Konstellation.

  2. Ich habe das Gefühl,alle wollen gegen Gladbach spielen und keiner will sich vorher ernsthaft verletzen.Unsere Sturm ist nicht vorhanden und das schon längere Zeit. Wir brauchen einen Knipser wie Jan Issa,Mittermüller um nur einige zu nennen. GO BORUSSIA

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