Monumentum Ellenfeld-Stadion

Unser Bild: Vertreter von Stadt (Christof Funke, Leiter der Bauaufsicht, Jörg Wilhelm, Bauamtsleiter, Oberbürgermeister Jörg Aumann), Landesdenkmalamt (Leiter Simon Matzerath und Rainer Knauf) und der Borussia (Christian Müller und Alena Nürnberger) präsentieren das Ellenfeld als neu eingetragenes Denkmal in der Denkmal-Landschaft des Saarlandes. (Foto: Kreisstadt Neunkirchen / Deniz Aalavanda)

Jetzt ist es amtlich: Das Ellenfeld-Stadion ist ein Monument! Ein Monument im wahrsten Sinne des Wortes, bezeichnet dieser aus dem Lateinischen abgeleitete Begriff doch ein Gebäude, das „an etwas denken und erinnern“, aber auch „ermahnen“, ja gar „warnen“ soll. In diesem Sinne kann die altehrwürdige Arena, die mit Wirkung vom 27. Januar 2025 in die Liste der schützenswerten Denkmäler des Saarlandes aufgenommen wurde, als „ein langlebiger, Generationen überlebender Kristallisationspunkt kollektiver Erinnerung und Identifikation“ (Tobias Fuchs & Jens Kelm, in: 100 Jahre Ellenfeld-Stadion) nicht nur an die großen Zeiten der Borussia und Neunkirchens erinnern, sondern auch ermahnen, diese Epoche der Fußballgeschichte und die damit verbundene sportliche Kultur nicht zu vergessen und einer allzu kommerziellen Entwicklung zu opfern, die dem Sport nicht gut tut. „Nur wer weiß, wo er herkommt, weiß, wohin er geht“, hat schon Theodor Heuss, der erste Bundespräsident, erkannt. Anlässlich der Erteilung des Denkmalschutz-Status fand am vergangenen Freitag im VIP-Raum des gewürdigten Stadions eine Pressekonferenz statt.

Der Erteilung des Denkmalschutz-Status war eine 14 Jahre andauernde und lange Hängepartie vorausgegangen. Die Freude darüber, dass diese jetzt vorbei sei, war Simon Matzerath sichtlich anzumerken. Der Amtsleiter bedankte sich ausdrücklich beim Ellenfeld e.V. für die wertvolle Vorarbeit. Der Verein hatte auf Initiative von Professor Dr. Jens Kelm und Wolfgang Rausch schon 2011 erste Vorüberlegungen zum Denkmalschutz angestellt und 2019 unter Mitwirkung von Dr. Tobias Fuchs, dem im Denkmalschutz erfahrenen Neunkircher Architekten Thomas Janssen und dem ehemaligen Regierungsdirektor und Leiter des Referats „Grundsatzfragen der Industriekultur, Delf Slotta, eine Exposé erstellt, das in wesentlichen Teilen in das Denkmalschutz-Gutachten eingegangen ist – eine intensive und akribische Arbeit, die sich gelohnt hat!

Block 5 – unverzichtbarer Bestandteil des Ellenfelds, für die Borussen-Fans Heimat und „Resonanzraum, der in seiner dichten Atmosphäre das Erlebnis Fußball erheblich steigert“, so Rainer Knauf, Landesdenkmalamt. (Foto: -jf-)

Im Ellenfeld-Stadion wurde zweifellos saarländische Fußballgeschichte geschrieben. Durch den Aufstieg der Borussia 1964 in die gerade ein Jahr zuvor ins Leben gerufene Bundesliga wird Neunkirchen als (mit damals etwa 48.000 Einwohnern) kleinste Stadt der Liga und Repräsentant des Industriereviers an der deutsch-französischen Grenze bekannt. Wegen neuer Anforderungen des DFB muss jetzt ein neues Stadion für 35.000 Zuschauer gebaut werden. Hier erleben Zehntausende im Ellenfeld die Großen des deutschen Fußballs, den Hamburger SV oder Bayern München. Die Geschichte vom „David aus der Hüttenstadt“ (Max Klein) lässt sich immer wieder neu erzählen. Dass sich die Borussia insgesamt nur drei Jahre (1964-1966 und 1967/68) in der „bel etage“ des deutschen Fußballs halten kann, ist sportlich zwar bedauernswert, aus heutiger Sicht für die Sportstätte allerdings ein Glücksfall, wie Rainer Knauf vom Landesdenkmalamt erklärt: „Das hatte nämlich zur Folge, dass das Stadion hier nicht weiterentwickelt, nicht modernisiert und überformt, oder gar abgerissen und neu gebaut wurde, wie es in anderen Bundesliga-Standorten der Fall war. Deswegen haben wir heute das große Glück, dass ein Stadion, Mitte der 60er-Jahre zu Gründerzeiten der Bundesliga errichtet, in weitestgehend authentischen Zustand erhalten ist. Das ist mittlerweile in ganz Deutschland einmalig!“

Grund genug, den Bau unter Denkmalschutz zu stellen. Das Landesdenkmalschutz begründet seine Entscheidung aber nicht nur mit dem oben genannten Alleinstellungsmerkmal, sondern auch mit dem architektonischen Wert und der sozialgeschichtlichen Bedeutung: „Das Ellenfeld-Stadion belegt in seinem Aufbau den Übergang vom Erdstadion zu einem Stadion mit aufgeständerten Rängen und ist in dieser Hinsicht geradezu ein Prototyp. Dadurch wird ein dichter, abgeschlossener Resonanzraum für das Publikum geschaffen, der das Erlebnis eines Fußballspiels für den Besucher erheblich steigern und in atemberaubender Atmosphäre das Entstehen einer echten Fankultur ermöglichen konnte“, erläutert Rainer Knauf, der zudem auf die Besonderheit beim Dach der Tribüne verweist: „Die hier verwendete Schrägseilkonstruktion, die aus dem Brückenbau stammt und eine freie Sicht auf das Spielfeld ohne Behinderung durch irgendwelche Stützen erlaubt, war damals eine absolute Novität und diente wenig später als Vorbild beim Tribünenbau am Mönchengladbacher Bökelberg.“

Novität in den 60er-Jahren: 2000 Quadratmeter großes Tribünenflachdach mit Stahlträgerkonstruktion, die an über 21 Pylonen gespannten Stahlseilen aufgehängt ist und freie Sicht auf das Spielfeld erlaubt (oben). Nicht unter Denkmalschutz steht das Kopfgebäude mit den Funktionsräumen, das – im Untergeschoß 1954 errichtet und 1960 mit der darauf gesetzten Sporthalle erweitert – den Stadion-Abschluss zum Mantes-la-Ville-Platz darstellt. (Fotos: -jf-)

Oberbürgermeister Jörg Aumann verhehlt nicht seinen Stolz auf den Denkmalschutz-Status des Ellenfelds („Schließlich wird nicht jedes Stadion zum Denkmal erklärt!“) und betont die Bedeutung des Ellenfelds für die Stadt. Dabei ist es für das Stadtoberhaupt aber auch entscheidend, „dass das Stadion nur leben kann mit einem Fußballverein, der es bespielt. Deshalb halte ich es für wichtig, dass die Borussia sich in diesem Stadion wohlfühlt und ihre Vereinsarbeit gut machen kann.“ Alle bereits getroffenen und noch zu treffenden Maßnahmen zur Erhaltung und Sanierung würden deshalb von der Stadt in Abstimmung mit dem Verein geschehen. Der Denkmalschutz, so Jörg Aumanns zuversichtliche Hoffnung, werde womöglich auch dazu führen, „dass wir an finanzielle Mittel kommen, die ansonsten wohl nur sehr schwer zu erreichen gewesen wären.“ Der Oberbürgermeister kündigte an, dass am Tag des offenen Denkmals (am 14. September 2025) Führungen im Stadion angeboten würden, um damit den Denkmalschutz-Status des Ellenfelds entsprechend zu würdigen.

Bauamtsleiter Jörg Wilhelm erinnerte an die zuletzt getätigten Arbeiten zur Ellenfeldertüchtigung (Rasen, Jugendräume und Toilettenanlagen unter der Haupttribüne, neue Heizungsanlage). Nun werde man am Kopfbau ansetzen, der vom Denkmalschutz ausgenommen ist. „Vom ursprünglich mal geplanten Abriss und Komplettneubau haben wir Abstand genommen. Das wäre nur möglich gewesen, wenn wir Zuschüsse aus den großen Fördertöpfen des Bundes bekommen hätten. So werden wir uns jetzt in Absprache mit der Borussia um die energetische und bauliche, barrierefreie Sanierung kümmern.“

Für die Borussen zeigte sich Vorstandsmitglied Christian Müller dankbar für und begeistert über den Enthusiasmus, „mit der das Landesdenkmalamt die Sache Ellenfeld angegangen ist. Einen solchen Enthusiasmus kenne ich ansonsten nur von unseren Stadionexperten Professor Dr. Jens Kelm und Wolfgang Rausch. Dass externe Personen, die zunächst mit Stadion und Verein direkt nichts zu tun haben, das auch so sehen, ist für mich beeindruckend.“ Vom Verein aus würde derzeit die Sanierung der Auswechselbänke und -kabinen im Stadion vorangetrieben: „Da gibt es Gespräche, wie das aussehen muss und darf. Diese Maßnahme wird zum großen Teil durch ehrenamtliche Tätigkeit ausgeführt.“

Übergang vom Erd-Stadion zum Stadion mit aufgeständerten Tribünen: Die Stufen der Vortribüne haben „gearbeitet“ und sich im Laufe der Jahre verschoben. Aus Sicherheitsgründen bleiben sie gesperrt. (Foto: -jf-)

„Der Denkmalschutz nimmt natürlich den Eigentümer in die Verantwortung“, so Simon Matzerath in seiner abschließenden Feststellung, „es gilt, jetzt an einem Strang zu ziehen, um das Ellenfeld als Landmarke in Neunkirchen nicht nur in der Substanz zu erhalten, sondern nach vorne zu bringen.“ Am Ende erinnerte der Leiter des Denkmalschutzamtes an die Bedeutung des Fußballs, des Stadions und des Vereins für das Image einer Stadt: „Wer würde Mönchengladbach kennen ohne die Borussia? Das kann man sicher eingeschränkt auch für Neunkirchen sagen!“ Zahlreiche Groundhopper aus aller Herren Länder, die regelmäßig ins Ellenfeld nach Neunkirchen kommen, bestätigen diese Worte ebenso wie vor wenigen Wochen Arnd Zeigler. Der WDR-Moderator und Stadionsprecher von Werder Bremen verließ das Ellenfeld bekanntlich mit leuchtenden Augen. (-jf-)

Zur Information über den Ellenfeld-Verein e.V. siehe unseren Beitrag vom Januar 2024:

5 Kommentare

    • Vielen Dank! Ich freue mich sehr über das Lob, das ich gerne an meine Mitstreiter Dr. Tobias Fuchs, Thomas Janssen, Wolfgang Rausch, Delf Slotta, Rüdiger Wack und Bernd Wendebaum weiterreiche.
      Nicht vergessen möchte ich meine Freunde der SGE, Jo Frisch, Sighard Groß, Herbert Grundmann, Rainer Lauffer und Jürgen Trenz, die viele Bemühungen mit unterstützt haben.
      Es ist uns etwas Großartiges gelungen, das auch und gerade Unserer Borussia nützt, wir müssen es jetzt alle zusammen festhalten und das Beste daraus machen!

      Hoch lebe Eisen und Unser denkmalgeschütztes Ellenfeld, mehr als nur ein Stadion ⚒🏟⚒
      JK

  1. Sehr geehrter Herr Kelm,
    ich zitiere für Sie und Ihr Team
    eine treffenden Aussage von Frank Lloyd Wright:
    „Der Preis des Erfolges ist Hingabe, harte Arbeit und unablässiger Einsatz für das, was man erreichen will.“
    .. in Punkto struktueller Erhalt Ellenfeldstation ..

    Jedoch sollte die Stadt NK, als Eigentümer, alle Kosten für das Stadion übernehmen und nicht die Borussia als Verein.
    Borussia sollte daher eine Art Liga zu gehörige Nutz-/Mietpauschale pro Monat an die Stadt NK leisten.

  2. Lieber Herr Müller,
    vielen Dank für Ihren Kommentar,
    ich erneuere gerne meinen Wunsch mit Ihnen ins persönliche Gespräch zu kommen und würde mich freuen, wenn Sie mich bei nächster Gelegenheit einmal ansprechen.
    Hoch lebe Eisen und Unser denkmalgeschütztes Ellenfeld, mehr als nur ein Stadion⚒🏟⚒
    JK

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