„Haben es nicht mehr in der eigenen Hand!“

Interview mit Andy Baumgartner, dem Trainer des SC Idar-Oberstein, vor dem Aufstiegsspiel am Donnerstag (Anstoß: 16.00 Uhr) im Ellenfeld

Andy Baumgartner (Foto: Homepage SC Idar-Oberstein) ist ein Mann der Tat. Einer, der nicht lange fackelt, sondern zupackt, wenn die Not am größten ist. Nichts könnte das besser verdeutlichen, als eine Szene aus dem Testspiel seines SC Idar-Oberstein gegen Hassia Bingen im Februar dieses Jahres – eine Szene, die das sportliche Geschehen und die Bedeutung von Spielergebnissen relativiert. Einer seiner Spieler, den er schon seit seinem 6. Lebensjahr unter seinen Fittichen hat, war nach einem Luftkampf zu Boden gesagt und lag regungslos da. Andy Baumgartners Geistesgegenwart entschied in diesem Moment über Leben und Tod: Aus dem eilends herbeigeschleppten Medizinkoffer schnappte sich der Trainer, der im Zivilberuf Bundeswehrsoldat und dort in erster Hilfe sehr gut ausgebildet ist, einen Schraubbstollenschlüssel und bekam mit dessen Hebelwirkung die verschluckte Zunge, die die Luftzufuhr abschnitt, wieder heraus. Es spricht für die Bescheidenheit des Lebensretters, wenn er in unserem Interview seine Heldentat nicht überbewertet haben möchte, auch wenn sie die wohl bewegendste Szene in seiner bisherigen Zeit in Idar-Oberstein war. Andy Baumgartner (AB) ist seit 2020 im Stadion Am Haag tätig. Der 38jährige war von der SG Meisenheim-Desloch-Jeckenbach gekommen, wo er zuvor lange Jahre auch Spieler war.

Andy Baumgartner, wenn Sie eine kurze Bilanz der Punkterunde ziehen: Was sind die Gründe dafür, dass sich Ihre Mannschaft erfolgreich und recht souverän für die Aufstiegsrunde qualifiziert hat?

AB: Bei uns wurde mit Vorrunde und Meister-Runde ein anderer Modus gespielt als in Rheinland-Pfalz und im Saarland. Wäre es ein normaler Punktspielbetrieb gewesen, wären wir mit wesentlich mehr Vorsprung in die Relegation eingezogen. Wir hätten auch wesentlich weniger Rückstand auf den amtierenden Meister SV Morlautern gehabt und wohl in den letzten zehn Spielen noch die Chance gehabt, diesen einzufangen. Meine Mannschaft hat insgesamt eine sehr gute Meister-Runde gespielt und sich die Teilnahme an den Aufstiegsspielen verdient.

Wie stark schätzen Sie die Gegner in dieser Runde ein? Gibt es für Sie einen Favoriten?

AB: Trotz unserer Niederlage im ersten Spiel am vergangenen Samstag gegen Kirchberg bleibe ich bei meiner Meinung, die ich schon vor der Runde geäußert habe, dass im Dreier-Vergleich der TuS Kirchberg fußballerisch vielleicht das schwächste Team darstellt, das aber dafür Tugenden wie Kampfgeist und Leidenschaft besitzt. Und diese Tugenden haben auch dazu geführt, dass sie bei uns den Sieg über die Zeit retten konnten. Die Borussia aus Neunkirchen schätze ich als schnell und zielstrebig spielende Mannschaft ein, sie haben enormes Tempo drin und – ähnlich wie wir – eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Akteuren. Aufgrund des Ergebnisses vom Samstag hat die Borussia sicherlich jetzt bessere Voraussetzungen.

Was trauen Sie Ihrer Mannschaft in der Aufstiegsrunde noch zu?

AB: Vor drei Tagen hätte ich noch gesagt: Zwei Siege und den Aufstieg. Jetzt, da wir das erste Spiel leider verloren haben, besteht wohl nur noch eine Außenseiterchance. Wir müssen im Ellenfeld gewinnen. Das ist natürlich machbar, dennoch liegt ein Aufstieg nicht mehr in unserer eigenen Hand, sondern wir sind auf das Resultat des letzten Spiels angewiesen. Die Chancen auf den Aufstieg sind zweifellos gesunken, trotzdem traue ich meiner Mannschaft an einem guten Tag zu, beide Gegner zu schlagen.

Wie beurteilen Sie das erste Spiel Ihrer Mannschaft gegen den TuS Kirchberg?

AB: In der Gesamtschau des Spiels ist das 0:1 für uns als sehr unglücklich zu bezeichnen. Wir waren die Ballbesitzmannschaft und hatten wesentlich höhere Spielanteile. Leider bekamen wir ein frühes Gegentor, das gegen Kirchberg natürlich nicht passieren darf. Wir haben dann zeitweise gegen eine 9er-Kette gespielt, die das Ergebnis aber sehr leidenschaftlich und beherzt verteidigt hat. Und da man sich für Siege nie rechtfertigen muss, kann und will ich das Resultat auch so in vollem Umfang anerkennen, da Moral und Kampfgeist des Gegners wirklich herausragend waren und es uns an diesem Tag einfach nicht gelungen ist, eine Fülle von Chancen zu nutzen.

Wie ist die Personalsituation in Ihrer Mannschaft vor dem Spiel im Ellenfeld?

AB: Unser Kapitän Flavius Botiseru wird leider ausfallen. Dazu haben wir ein paar angeschlagene Spieler, es liegt eine recht kräftezehrende Zeit hinter uns. Aus der regulären Saison fehlen uns auch Teile der 4er-Kette, die wir als langfristige Ausfälle ersetzen müssen. Die Personallage ist sicher nicht optimal, aber da wir einen Kader haben, der auch von der Nr. 12 bis zur Nr. 20 sehr gut aufgestellt ist, gibt es keine Ausreden.

Was würde ein Aufstieg in die Oberliga für Sie persönlich und für den Verein bedeuten?

AB: Meine Mannschaft würde sich für ein hartes und ereignisreiches Jahr belohnen. Wir haben im Laufe der Runde viele Rückschläge einstecken müssen, hatten dreimal den Notarzt am Platz. Trotzdem sind die Jungs immer wieder aufgestanden, was uns natürlich auch Hoffnung gibt für das Spiel in Neunkirchen. Ich habe auch meine persönlichen Ziele, aber die stehen immer hinter denen der Mannschaft und des Vereins zurück. Sollten wir nicht aufsteigen, wäre das für uns zwar ärgerlich, aber kein Beinbruch, denn die Strukturen im Verein sind so, dass wir in der neuen Saison wieder oben mitspielen können. Aber wir sind Sportler genug und würden uns natürlich über einen Aufstieg freuen, könnten wir damit doch eine insgesamt kuriose und gute Spielzeit krönen.

Apropos Notarzt am Platz: Sie haben im Februar überregional als Lebensretter Schlagzeilen gemacht. Erzählen Sie bitte kurz, was passiert war!

AB: Bei einem Testspiel gegen Hassia Bingen blieb einer unserer Spieler nach einem Luftkampf reglos auf dem Rasen liegen. Er hatte seine Zunge verschluckt, drohte zu ersticken und brauchte dringend Hilfe. Die habe ich versucht zu leisten und das hat Gott sei Dank, auch mit Hilfe eines weiteren Spielers von uns, funktioniert. Das ist das Wichtigste, alles andere ist unwichtig. Ich würde das jederzeit wieder tun und hoffe, dass es auch andere in dieser Situation tun würden. Der Spieler hat in dieser lebensbedrohlichen Situation überlebt, auch wenn er sich wenige Wochen später in einem Pflichtspiel leider das Bein gebrochen hat.

Vielen Dank, Andy Baumgartner, für das interessante und informative Gespräch! Die Borussia wünscht Ihrer Mannschaft und den Fans am Donnerstag eine gute Anreise ins Saarland und uns allen ein spannendes und faires Spiel!

AB: Der Bessere möge gewinnen, und wenn das die Borussia ist, dann kann ich da gerne gönnen! Auch wir wünschen der Borussia alles Gute, wir reden hier schließlich von einem absoluten Aushängeschild des südwestdeutschen Fußballs. (-jf-)

3 Kommentare

  1. Ich wünsche der Borussia viel Glück und Erfolg in den Relegationsspielen.
    Packt die Borussenmentalität aus und pflügt den Rasen um, dann schafft ihr das mit dem tollen Publikum.
    Viel Glück

    VG Uwe Grub

  2. Hätten wir besser mal diesen Trainer verpflichtet, statt den Schreihals!
    Er und sein Team haben uns heute die Grenzen gezeigt!

    Aber, alles ist noch möglich!

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