Die Identität des Saarlandes – Ellenfeld-Stadion und Borussia gehören dazu

Sehenswerte Ausstellung im Europäischen Kulturpark Bliesbruck-Reinheim präsentiert 60 spannende Orte der Geschichte / Auch Neunkirchen, das Ellenfeld und die Borussia sind vertreten

Unser Bild: Eintrittskarte, Fußballschuhe und Trikot – die der Borussia gewidmete Vitrine im Europäischen Kulturpark in Bliesbruck-Reinheim zeigt bedeutende Exponate der Borussen-Geschichte. (Foto: -jf-)

Michael Ecker ist immer wieder begeistert. Obwohl von Haus eher dem FC Homburg sehr zugetan, gibt es für den Archäologen des Europäischen Kulturparks in Bliesbruck-Reinheim auf die Frage nach dem schönsten Stadion im Saarland (und darüber hinaus) nur eine einzige Antwort: Das Ellenfeld-Stadion! Michael Ecker muss es wissen, schließlich ist der gebürtige Saarlouiser ausgewiesener Experte in der Frühgeschichte – und das Ellenfeld-Stadion mitsamt der Borussia aus Neunkirchen gehört zur Frühgeschichte der Bundesliga! Als es vor Beginn der Ausstellung „Saarland – Entdeckungsreise zu 60 spannenden Orten der Geschichte“ um die Auswahl der Lokalitäten und Exponate ging, war für den Ausgrabungsleiter des Kulturparks deshalb sofort klar: „Das Ellenfeld-Stadion gehört dazu! Die Erinnerung ist zwar verblasst, aber als dreijähriger Junge habe ich dort an der Hand meines Vaters mein erstes Fußballspiel gesehen. Auch später bin ich bei Spielen des FC Homburg mit Freunden und Bekannten oft und gerne ins Ellenfeld gefahren, auch wenn es dort für den FCH meist wenig zu holen gab. Aber die steilen Ränge, die Nähe zum Spielfeld und die gesamte Atmosphäre im Ellenfeld-Stadion haben es mir immer wieder angetan“, so Michael Ecker.

Sichtlich berührt ist auch Gisela Ertz. Die Witwe der im vergangenen Jahr nur wenige Wochen nach seinem 75. Geburtstag plötzlich verstorbenen Torwart-Legende steht vor der gläsernen Vitrine, in der die Fußballschuhe ihres Gatten ausgestellt sind. Ledernes Zeugnis einer großen Zeit in der Geschichte der 113 Jahre alten Dame Borussia. Drei weiße Streifen, genagelt, mit Schraubstollen, blitzblank geputzt. Nicht in auffällig schillernden Farben wie die meisten Treter heute, nein tiefschwarz. Bescheiden – so wie der Träger. Willi Ertz wollte nie im Mittelpunkt stehen, Interview-Wünschen von Presse, Funk und Fernsehen stand der lange Torwart stets eher zurückhaltend gegenüber. Durch Leistung wollte Willi Ertz überzeugen, nicht durch Worte, erst recht nicht durch bunte Fußballschuhe. Das ist ihm gelungen in über 750 Spielen für seine Borussia und weiteren Jahren als engagierter und leidenschaftlicher Co- und Torwarttrainer in seinem geliebten Ellenfeld. Ganz oben auf der imposanten Haupttribüne ist ihm posthum auf ewig sein roter Schalensitz reserviert. Gisela Ertz zeigt auf dem Foto des Ellenfelds auf den Platz direkt daneben, von wo aus sie auch heute noch nach dem Tod ihres Willi bei jedem Heimspiel mit der Borussia mitfiebert. 1976 hat sie die Borussen-Legende kennen- und lieben gelernt, vermisst ihren Willi nach 42 gemeinsamen glücklichen Jahren schmerzlich. „Borussia und Fußball – das war Willis Leben, das war unser Leben. Wir sind viel im Saarland herumgekommen, ich habe ihn immer begleitet“, sagt die treue Witwe. Viele der 60 spannenden Orte im Saarland, die in der Ausstellung präsentiert werden, sind ihr deshalb nicht unbekannt: Die Saarbrücker Ludwigskirche, die Völklinger Hütte, der brennende Berg in Dudweiler, den schon der Dichter Johann Wolfgang Goethe besuchte, das Firmengebäude von Villeroy & Boch in Mettlach, das Gladiatoren-Mosaik der römischen Villa in Nennig und vieles mehr – ein Potpourri an ausgewählten Exponaten – von archäologischen Funden bis eben hin zum saarländischen Personalausweis der Nachkriegszeit, das die Vielschichtigkeit des Saarlandes dokumentiert und zeigt, was die Identität des kleinsten deutschen Bundeslandes (mit seinen 2750 Quadratmetern nur etwas größer als Teneriffa) ausmacht. Viel gibt es da zu entdecken: „Selbst eingefleischte Saarländer, die zu uns kommen, gestehen hinterher, dass sie noch etwas gelernt haben, was sie vorher noch nicht wussten“, weiß Michael Ecker zu berichten.

Beeindruckt von den zahlreichen Excponaten in Bliesbruck-Reinheim: Gisela Ertz mit Archäologe und Ausgrabungsleiter Michael Ecker vor der Info-Tafel zum Ellenfeld-Stadion oben) und an der Borssuen-Vitrine (unten). (Fotos: -jf-)

Nicht so bekannt wie Willi Ertz ist Dietmar Conrad. Der heute 64 Jahre alte Abwehrspieler trug von 1977 bis 1982 das Trikot der Borussia, absolvierte dabei fast 70 Spiele in der zweiten Bundesliga und im DFB-Pokal. Sein schwarz-weißes Baumwoll-Shirt mit dem runden roten Schloss-Bräu Emblem auf der Brust wird ebenfalls in der Vitrine präsentiert. Dietmar Conrad war auch bei jenem Pokalspiel gegen die Dortmunder Borussia dabei, das im September 1978 im Ellenfeld 0:0 endete – das Wiederholungsspiel im Westfalen-Stadion verloren die Borussen mit 0:2. Nur einen einzigen Sieg gab es gegen den Namensvetter aus Dortmund: Am 2. März 1968 siegten die saarländische Borussia mit 3:2. Eine Original-Eintrittskarte dieser Partie komplettiert die Borussen-Vitrine in Bliesbruck. So ganz nebenbei können sich die Besucher natürlich auch noch das keltische Fürstinnen-Grab anschauen: „Die Frau, die hier im vierten Jahrhundert vor Christus bestattet wurde, hat wohl an der Spitze der Gesellschaft gestanden – ein Phänomen, das ein paar hundert Jahre später bei den Römern unmöglich gewesen wäre“, erzählt Michael Ecker.

„Saarland – Entdeckungsreise zu 60 spannenden Orten der Geschichte“: Die Ausstellung im Europäischen Kulturpark an der lothringischen Grenze präsentiert ausschließlich Ziele, von denen es heute noch etwas zu sehen gibt. Die Informationstafeln zu den Bildern beschränken sich auf kurze Hinweise. „Wir wollen vermeiden, dass die Leute von zu viel Text erschlagen werden. Unser Anliegen ist es darüber hinaus, den Besuchern Lust darauf zu machen, sich das Ganze später an Ort und Stelle in natura anzuschauen“, erläutert Museumsleiter Andreas Stinsky, der zu den Exponaten ein bebildertes Taschenbuch vorgelegt hat. „Ausflügler können das Buch bequem auf ihre Tour mitnehmen“, so der Verfasser. Die empfehlenswerte Ausstellung kann noch bis zum 31. Oktober besichtigt werden. Im Eintrittspreis für den Park (5,- Euro / ermäßigt: 3,50 Euro) ist der Besuch der Ausstellung enthalten. Kinder bis 16 Jahre haben freien Eintritt. Park und Ausstellung sind täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. (-jf-)

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