1:1 – mit Punktgewinn in die Winterpause

Chancenplus für Quierschied, doch Borussia versäumt den „lucky punch“ / Philippe Persch wieder im Tor, Kurzeinsatz für Kevin Saks / Nachlese zur Partie der Borussia am Franzenhaus

Unser Bild: Daniel Ruschmanns Ausgleich kurz vor Schluss bedeutet für Borussia in Quierschied ein „happy end“. (Archivfoto aus dem Hinspiel: Jo Frisch)

Von Jo Frisch

Viel hätte am Samstag im Quierschieder Franzenhaus nicht gefehlt, und Borussia hätte den Gastgebern ein echtes Manchester United-Erlebnis beschert. Zur Erinnerung: Der englische Rekordmeister stürzte vor nunmehr fast 20 Jahren am 26. Mai 1999 den deutschen Titelträger FC Bayern München im Champions-League-Finale durch zwei ganz späte Tore zum 2:1 in ein Tal der Tränen. Teddy Sharingham (90.) und Ole Gunnar Solskjaer (90.+2) drehten im Camp Nou von Barcelona in einer an Dramatik nicht mehr zu überbietenden Schlussphase das Spiel. Borussias Sharingham hieß Daniel Ruschmann, der mit seinem 6. Saisontor nach 90 Minuten die Quierschieder Führung durch Alden Hodzic (67.) ausglich. Tom Fink hätte wenig später zu Borussias Solskjaer werden können, doch sein harter Schuss prallte, noch leicht abgefälscht, von der Unterkante der Latte wieder aus dem Tor heraus. So blieb es letztlich in einem Spiel mit vielen Torchancen hüben wie drüben beim 1:1. „Den Punkt nehmen wir gerne mit“, so das Fazit von Björn Klos.

Borussias Trainer konnte sich nach der bis zum Schluss zwar nicht hochklassigen, aber enorm spannenden Partie nicht daran erinnern, „dass wir, seit ich Trainer im Ellenfeld bin, dem Gegner so viele Torgelegenheiten gestattet haben wie heute.“ Vor allem im Defensivverhalten nach Standards offenbarten die Borussen trotz klarer Zuordnung einige Schwächen. „Da hätten wir nach 70 Minuten durchaus höher als 0:1 hinten liegen können, dann wäre die Messe sicher gelesen gewesen“, gibt Borussias Torschütze zum 1:1, Daniel Ruschmann, offen und ehrlich zu. Vor allem in einer etwa 20minütigen Phase nach der Pause erarbeiteten sich die Gastgeber eine drückende Überlegenheit. So lag das Quierschieder Führungstor, das Alden Hodzic nach 67 Minuten markierte, regelrecht in der Luft und war zu diesem Zeitpunkt auch hochverdient. Dass die Sportvereinigung, die nunmehr sechs Spiele ungeschlagen ist, nicht höher führte, lag an Borussias Keeper Philippe Persch, der seine Mannschaft schon vor der Pause gleich mehrfach mit reflexartigen Paraden im Spiel gehalten hatte. „Da können wir uns in der Tat bei Philippe bedanken“, stellt auch der eingewechselte Kevin Saks fest.

Der Rückstand war offensichtlich so etwas wie ein Weckruf für die Borussen, die Charakter und Moral wiederentdeckten, auf einmal viel präsenter waren und sich ihrerseits Chancen erarbeiteten. Dazu trug die Einwechslung des lange verletzten Torjägers Kevin Saks ebenso bei wie die taktische Umstellung von Björn Klos, der Abwehrchef Marco Dahler nach vorne beordert hatte. So musste Quierschieds Keeper Benedikt Schmitt gleich zweimal gegen Nino Kannengießer (79.) und Marco Dahler (86.) sein ganzes Können aufbieten, um den Ausgleich der Borussen zu verhindern. Machtlos allerdings war er in der letzten Minute der regulären Spielzeit. Da war Nino Kannengießer erneut in den Strafraum eingedrungen, seinen Schuss konnte Schmitt zwar nach außen abwehren, doch dort war Daniel Ruschmann zur Stelle und beförderte das Leder aus kurzer Distanz neben den rechten Pfosten ins Netz. „Das ging alles so rasend schnell, so dass ich froh war, den rechten Fuß mit einem Reflex noch rechtzeitig an den Ball bekommen zu haben“, schildert der Torschütze die Situation. Sein sechstes Saisontor – der verdiente Lohn für Borussias Top-Vorbereiter (13 Torvorlagen), der sich – symbolisch für derzeit einige angeschlagene Spieler im Borussen-Kader – seit sechs Wochen in den Dienst der Mannschaft gestellt und trotz Entzündung im Fuß mit schmerzstillenden Spritzen durchgehalten hat.

Nach dem Ausgleich spürten die Borussen, dass sogar noch mehr möglich war. Nur die Latte verhinderte, dass Tom Fink mit der letzten Aktion die Partie sogar noch komplett drehte. „Wenn der Ball reinspringt, gewinnen wir 2:1 – Mund abputzen und heimfahren! Ob verdient oder nicht – das wäre uns egal gewesen, und danach würde auch schon heute keiner mehr fragen“, so Kevin Saks ganz nüchtern. Borussias Goalgetter war einfach nur froh, wieder auf dem Platz stehen zu können. „Ich hätte gerne auch länger gespielt, doch wollten wir kein Risiko eingehen. Vorher war abgesprochen, dass ich nur dann zum Einsatz komme, wenn es der Spielverlauf nötig macht.“ Diese Notwendigkeit war dann zweifellos nach 68 Minuten gegeben. „Die Entscheidung, Kevin Saks ins Spiel reinzuwerfen, war im Nachhinein sicher richtig. Auch wenn er noch lange nicht bei hundert Prozent ist, so hat er doch der Offensive einige Impulse geben können und hat mit dafür gesorgt, dass wir hinten raus uns einige richtig gute Chancen erspielt haben“, begründet Björn Klos die Maßnahme. Sein Torjäger hatte nach dem Spiel „keine Probleme mit der Muskulatur und nach der mehrwöchigen Pause lediglich schwere Beine“, fühlte sich allerdings durch die Bandagen am Oberschenkel nicht ganz frei. Da sich die personelle Situation vor dem Spiel entspannt hatte, hatte sich Björn Klos auch entschlossen, Philippe Persch wieder zwischen die Pfosten zu stellen. „Eine Entscheidung aus dem Bauch heraus“, erklärt Borussias Coach, „denn man wechselt den Torwart ja nicht so einfach wie das Hemd, zumal Jonas Merhej in den vergangenen Wochen seine Sache sehr gut gemacht hat.“ Was Björn Klos ein gutes Gefühl beschert, was die Torhüterposition angeht: Auf beide Keeper ist Verlass, beide erweisen sich als sicherer Rückhalt für das Team.

Das 1:1 in einem aufgrund der vielen Torchancen für die Zuschauer sicher attraktiven Spiel darf Borussia unter dem Strich als Punktgewinn verbuchen, auch wenn der eine oder andere angesichts des Lattenknallers von Tom Fink in der Nachspielzeit hin- und hergerissen ist. „Da fehlte uns das Quäntchen Glück, das wir die letzten Wochen über ohnehin nicht gerade im Übermaß hatten“, sagt Björn Klos, der aber ehrlich genug ist einzugestehen, „dass Quierschied uns gegenüber in den Torchancen voraus war.“ Insofern wäre Borussias Siegtreffer vielleicht auch etwas des Guten zu viel gewesen. Auf Quierschieder Seite, auf der man ebenfalls mit zwei Aluminium-Treffern haderte, rückte derweil eine alte Fußballerweisheit wieder in den Fokus: Machst du vorne die Tore nicht, wirst du am Ende hinten raus bestraft. Dass diese Strafe am Ende nicht, wie im Fall des FC Bayern vor fast 20 Jahren, total ausfiel, lag dabei sicher auch daran: Borussia ist eben doch nicht Manchester United.

Borussia in der Statistik

Unsere Mannschaft: Philippe Persch – Nino Kannengießer, Marco Dahler, Mohammed Benghebrid, Tom Fink, Kamil Czeremurzynski, Yannick Bach, Daniel Schlicker (67. Janosch Scherer), Daniel Ruschmann, Furkan Erdogan, Tim Klein (57. Kevin Saks). – Unser Trainer: Björn Klos. – Tore: 1:0 (68.) Alden Hodzic, 1:1 (90.) Daniel Ruschmann. – Schiedsrichter: Julian Marx (Merchweiler). – Zuschauer: 250. – Gelbe Karten Borussia: Furkan Erdogan (67.), Kamil Czeremurzynski (69.).

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